Juni 2018

Röllecken - Oder warum rund besser rollt

Die Abb. 1 lässt ganz klar vermuten, dass sich auf diesem Fahrzeug mehr Ladung befand als die auf diesem Bild zu sehende Förderbandrolle.

Und richtig, schaut man in die Zufahrt zu dem Kreisverkehr, liegt eine Förderbandrolle dort und wartet darauf, wieder mitgenommen zu werden. Zum Glück, wie so oft, lag kein Rollerfahrer darunter und sonst ist auch kein Mensch zu körperlichem Schaden gekommen.  Der Titel unseres Bild des Monats verrät schon, woran es hier vornehmlich gehakt hat: Man hat schlicht und ergreifend, aufgrund der Größe und der etwas „eierigen“ Form, wohl vollkommen vergessen, dass diese Förderbänder rund sind und zum Verrollen neigen. Hierbei ist es nahezu egal, ob sie ein wenig eierig auf der Ladefläche verweilen; sie haben zur Seite wahrscheinlich und ausschließlich Rollreibung, denn die Förderbandrolle wird sich nicht die Mühe machen, zu rutschen, sondern bei einer seitlichen Beschleunigung wird sie der Physik folgen und rollen. Und wie dieses Bild eindrucksvoll beweist, ist es hier auch gelungen.

Bei der Abb. 3 sehen wir eine der Förderbandrollen, wie sie auf dem Fahrzeug „gesichert“ ist. Die Form ist in der Tat schön rund und die Sicherung, so wie wir es uns eigentlich wünschen, ist eine Direktsicherung. Wozu die Niederzurrung dient, erschließt sich uns nicht ganz. Wahrscheinlich ist sie nur dafür da, dass das äußere Band nicht hochklappt und dann seitlich über das Fahrzeug hinausragt. Sichernde Wirkung erwarten wir von dieser Niederzurrung nicht, denn die Rolle kann sich frei unter der Niederzurrung bewegen (rollen) und erst, wenn die Rolle das Fahrzeug fast verlassen hat, wird die Niederzurrung zur Direktzurrung. In diesem Fall kann sie aber aufgrund der Dynamik der Situation die Ladung nicht mehr halten, also Sicherungswirkung - Fehlanzeige.

Wir wenden uns erfreut der Direktsicherung zu, die hier als Umspannung ausgeführt ist. Der Gurt ist hierfür durch das Auge der Rolle geführt worden, zur anderen Seite und beide Enden wurden auf einer Fahrzeugseite befestigt. Es handelte sich bei der Ladung um Gummi, das faserverstärkt ist etc., eine relativ hohe Masse (ca. 5 t) hat, aber auch die sprichwörtlich gute Reibung von Gummi. Auch bei einer Direktzurrung ist es überaus sinnvoll, wenn die Gurtenden möglichst gleich vorgespannt sind. Dann kann ein Transportstoß oder eine beginnende Bewegung nicht in einen losen Gurt hineinrutschen oder rollen, sondern der Gurt muss sich mit der Rutschbewegung gleich mitdehnen, um dadurch seine gute sichernde Wirkung zu entfalten. In diesem Fall befürchten wir, dass die Verteilung der Vorspannung sehr ungleich war, denn wie dieses Bild zeigt, ist die Reibung am Ladungsmaterial erheblich und die Vorspannung auf der anderen Seite wird eher lausig sein, was sehr gut auf der Abb. 7a zu erkennen ist.

Unfallhergang:

Das Fahrzeug befand sich im Kreisverkehr und musste verkehrsbedingt relativ stark abbremsen. Dabei wurde die Ladung relativ zum Fahrzeug, nicht nur nach vorne, sondern eben auch seitlich beschleunigt. Da sich die Gurte, wie unschwer auf dieser Abb. zu erkennen, offensichtlich in einem desolatem Zustand befanden, „platzte“ der Gurt auf der linken Fahrzeugseite zuerst, die Rolle konnte sich dann gegen die vordere rechte Bordwand bewegen, walzte diese zusammen mit der Verschlussrunge nieder und brach sie aus der Verankerung (Abb. 4 und 5). Dann ist, wie selbstverständlich, natürlich auch noch der Gurt auf der rechten Fahrzeugseite gebrochen.

Es ist zwar richtig, dass Direktzurrungen ihre Wirkung erst dann entfalten, wenn sie gedehnt werden, aber lose dürfen die Gurte auf gar keinen Fall sein, sonst kommt es zu Ladungsstößen in das Ladungssicherungsmaterial hinein. Dafür ist weder Kette, Draht noch Gurt gemacht. Ist eine Ladung erst einmal in Bewegung, kann keine Runge und Gurt sie halten, insbesondere dann, wenn sie keinerlei Reibung hat, sondern sich in einer „lustigen“ Rollbewegung befindet.

Auch wenn die Ladung, wie hier klar zu sehen, sich in einem eher ovalisierten Zustand befindet, wird sie bei einer seitlichen Bewegung rollen und auch hier ist wiederum gut zu sehen, dass die Gurte erstens in einem desolaten Zustand waren und zweitens geschnürt durch das Auge geführt wurden. Besieht man sich die Ladefläche genau, findet man relativ viele Kieselsteine. Ob diese noch zu einem Längsverrutschen der Ladung geführt haben, entzieht sich unserer Kenntnis. Leider ist auch nicht überliefert, ob es auf der Ladefläche Rutschspuren nach vorn gegeben hat, oder ob die Ladung ausschließlich abgerollt ist.

Die Abb. 7 zeigt sehr eindeutig, dass nicht nur die Gurte partiell in einem miserablen Zustand waren, sondern dieser, hier als Niederzurrung verwandte Gurt, ebenfalls schon längst in einem ablegereifen Zustand ist. Damit aber nicht genug; auf der Abbildung 7a findet sich nicht nur ein verdrehter Gurt, der bei Weitem nicht mehr die Vorspannung aufweist, wie sein gegenüberliegendes Ende, sondern auch ein geweiteter Gurthaken. Für uns ein Beweis dafür, dass dieses Ladungssicherungsmittel schon häufiger überlastet wurde.

Merke:

Bei jeglicher Überlastung des Ladungssicherungsmaterials ist dies komplett auszutauschen, da von außen nur schwer, oder gar nicht zu erkennen ist, wie weit das Ereignis das gesamte Ensembles, bestehend aus Ratsche, Gurt und Haken, geschädigt hat.

Ladungssicherung:

Wie sichert man solche Ladung richtig.

Auf der Abb. 8 ist zu sehen, dass das Fahrzeug über mehrere Rungensteckplätze – auch quer über die Ladefläche verteilt – verfügt. Ggf. sind die Rungen stabil genug, um die Rollen zwischen den Rungen formschlüssig zu sichern, wenn sie denn auch verwendet werden. Für eine derartige Rolle mit einer Masse von 5t müssen die beiden Rungen zur Seite 2.500 daN an Kraft aufnehmen können und dies ca. 80 cm bis 1 m über der Ladefläche (je nach Rollendurchmesser). Kann dies nicht vom Hersteller garantiert werden (hierfür sind Rungendiagramme erforderlich), bleibt die gute alte Direktsicherung, wie auch hier auf diesen Bildern zu sehen war.

Das Gurtmaterial sollte allerdings nicht in einem desolaten, sondern neuwertigen Zustand sein. An den Kanten müssen Kantengleiter angebracht werden, damit sich die Vorspannung sauber auf beide Enden verteilen kann. Ist diese Art der Ladungssicherung aufgrund der Form (durchstecken der Gurte durch das Rollenauge) zu aufwändig, wäre es auch sinnvoll, diese Rollen auf bohlenförmigen Holzunterlagen zu transportieren. Wie schon so häufig erwähnt, ist auch hier eine beidseitige Auflage der Bohlen mit RH-Material sinnvoll. Die Bohlen heben die Ladung ein wenig an und ermöglichen dadurch eine Umspannung um die gesamte Ladung.

Vorteil:

Die Vorspannung verteilt sich besser auf der Peripherie der Ladung selbst, der Gurt wird nicht geknickt und scharf um die Ecke geführt, und er kann schon beim ersten Rollversuch seine volle Sicherungskraft entfalten.

Wir brauchen pro Rolle 4 Gurte. Da diese Gurte aber vor der Beladung ausgelegt werden können, um sie nach der Beladung einfach über dieselbe zurückzuwerfen, wird eine derartige Sicherung eher weniger Zeit in Anspruch nehmen, als die hier durch das Auge „gefummelten“ Gurte. Wie hier zu sehen, sind sie verdreht und teilweise geschnürt, und auf jeden Fall extrem unterschiedlich vorgespannt.
Ein weiterer Vorteil der seitlichen Umspannungen um die Peripherie der Rollen ist, dass Rollen formschlüssig gegen die Stirnwand geladen werden können, da kein Zugang zum Rollenauge benötigt wird.

Wird der Zwischenraum zwischen den einzelnen Rollen aber für das Verladen z. B. durch Krane benötigt, ist eine weitere Umspannung zur Sicherung der Ladung in Vorausrichtung erforderlich. Diese kann bei diesem Material diagonal über die Stirnseite erfolgen. Liegen die Rollen in einer Reihe hintereinander, kann durch das Einlegen eines Brettes in die Augen beider Rollen das Abrutschen des Gurtes verhindert werden. Diese Hilfsmaßnahme erleichtert das Direktsichern der Rollen in Längsrichtung.

 

Die Ladungssicherungskolumnisten wünschen allzeit eine gute Fahrt!

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