Foto des Monats – September 2023

Wire Rod Coils wie die Orgelpfeifen

Auf der Abbildung 1 ist eine Komplettladung Wire Rod Coils zu sehen. Mit Stahlbändern sauber zu einem Coil gebunden und brav niedergezurrt, da sicherlich davon ausgegangen wurde, dass diese Ladung senkrecht nach oben wegfliegen könnte.

Ein Formschluss zur Stirnwand war nicht gegeben. Offensichtlich hat man sich mit der Reibung und der Niederzurrung zufriedengegeben.

Die Reibpaarung die wir hier aufnehmen ist sägeraues Holz auf gut gebrauchter Siebdruckplatte mit kleinen Teilen von Stahl. Hierfür nehmen wir einen Reibbeiwert von μ = 0,3 an.

Schade, dass für die Stahlbänder keine Nut vorgesehen war. Bleibt uns die vorgenommene Ladungssicherung zu bewerten: Wir gehen von einer Ladungsmenge von 10 Coils aus, die eine Masse von je 2,4t haben. Bei einer Reibung von μ = 0,3 müssen noch 1.200 daN an Sicherungskraft pro Coil aufgebracht werden. Die Sicherungsart war das Niederzurren, mit Langhebelratschen. Kantengleiter wurden konsequent eingesetzt, sodass wir die 500 daN Vorspannung verdoppeln können. Der Zurrwinkel war mit gut 60° auch gut, sodass wir hier keine Abzüge anbringen müssen. Die erreichte Sicherungskraft durch ein Zurrmittel ergab 300 daN. Es fehlten somit noch 900 daN an Sicherungskräften.

Rechnen wir streng nach den geltenden EN-Richtlinien müssten sogar sechs Gurte als Niederzurrung nutzen, was in der Praxis schwierig werden dürfte.

Wie machen wir es besser?

Die Verladung wird durch das Unterlegen von RH-Material verbessert Einen Formschluss nach vorn wurde nicht hergestellt, da dies aus Lastverteilungsgründen problematisch gewesen wäre. Da wir jetzt von einer Reibung von μ = 0,6 ausgehen können, fehlen nur noch 480 daN an Sicherungskraft, pro Coil. Das kann durch eine Niederzurrung erbracht werden, obwohl uns ein bisschen flau in der Magengegend ist, denn die Coils könnten sich aus ihrer Sicherung herausdrehen, daher gibt es ja auch die Regel, dass einzelne Ladungsstücke mit mindestens zwei Niederzurrungen zu sichern sind.

 

Da wir uns der Sicherheit verschrieben haben, würden wir pro Coil zwei seitliche Umspannungen anbringen.

Eine Direktsicherung ist eben doch was ganz Genaues und man macht sich trotzdem die Reibung zu Nutze. So können diese auch bei einer extremen Bremsung nicht mehr ausbrechen und werden sauber an ihrem Platz gehalten. Da die Reibung in alle Richtungen wirkt, brauchen wir uns dann um den Formschluss keine Gedanken mehr zu machen.

Um jeder Unsicherheit zu begegnen, möchten wir noch folgenden Gedankengang zum Besten geben: Da wir die Stahl-Bebänderung der Coils mit dem Vierkant-Unterleger von der Qualität her auf den Bildern nicht beurteilen können, empfehlen wir im Falle des Zweifels die Gurte schräg nach hinten zu setzen. Dadurch bekommen sie auch eine größere Wirkung in Längsrichtung. Hierzu sei angemerkt, dass die Enden der Umspannung auf unterschiedliche Zurrpunkte gesetzt werden sollten, damit jede Part voll tragen kann. Weiterhin ist es wichtig, die Umspannungsgurte mit Schläuchen vor den abrasiven Kanten der Coils zu schützen. Die Leistungsfähigkeit dieser Umspannung wird mit cos Alpha ½ berechnet. Bei 60° ist Alpha ½ 30° und der cos 30° ist aufgerundet 0,87. Pro Gurt haben wir also 87% von 4.000 daN an LC. Dadurch, dass wir die Gurte schräg nach hinten versetzen, muss diese LC natürlich noch entsprechend der Winkel aufgeteilt werden. Dazu empfehlen wir das „Backrezept“ (nachzulesen in FdM Januar 2015). Auch wenn sich daraus ergibt, dass nur 30% der LC gegen die Bewegungsrichtung nach vorne wirken, wären das 2.088 daN, was in Kombination mit der Reibung eine mehr als gute Sicherung ergibt.

In der zweiten Skizze haben wir noch eine zusätzliche Niederzurrung angebracht, damit die Reibung auch sicher überall wirken kann.

An dieser Stelle sei noch ein Vorteil der Umspannung genannt: Wenn sie so wie in unserem Beispiel genutzt werden, wirken sie nicht nur als Direktzurrung, sondern auch als Niederzurrung, der Vorspannung sei Dank. Es ist im Übrigen eine Mähr, dass Direktzurrungen nur leicht vorgespannt werden sollen. Eine Direktzurrung wirkt nur, wenn sich die Ladung ein kleines bisschen bewegt (rutscht). Rutscht in unserem Fall die Ladung nach rechts, wird der rechte Gurt entspannt und seine ursprüngliche Vorspannung steht quasi sofort auf der linken Seite zur Verfügung. Damit werden die nötigen Rutschwege deutlich verkürzt. Eine Regel gibt es doch noch…die Vorspannung darf nicht höher als die ½ LC sein, was sich insbesondere bei Gurten nicht im Entferntesten erreichen lässt (vorausgesetzt man nutzt keine regelwidrigen Hilfsmittel).

 

Ihre Ladungssicherungskolumnisten wünschen eine ladungssichere Fahrt durch den September.

 

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