Februar 2020
Aufgefahren, Abgeladen, Glück gehabt
Wir beobachten recht häufig, dass Ladung so ein bisschen nach ihrem Wert behandelt wird. Ist der Wert gering, wird sie meist auch ein bisschen respektloser behandelt. In Punkto Ladungssicherung sollte sich der Respekt gegenüber der Ladung zum einen nach deren Masse richten und zum anderen nach deren Reibung und Beschaffenheit.
Auf der Abbildung 1 sehen wir das Ende einer Beschleunigungsspur, und in weiter Ferne ist zu erahnen, dass hier Ladung auf der Bundesstraße liegt.
Und richtig!! Es liegen jede Menge Schrottteile auf der Fahrbahn, meist Vollmaterial in zylindrischer Form, aber auch ein Sägeblatt wurde gesichtet.
Breitgefächert liegt die Ladung auf der Bundesstraße und hat auch noch den Gegenverkehr erreicht. Der graue Kombi auf der Gegenfahrbahn hat einen platten Reifen und hat ansonsten Glück gehabt.
Recht gut zu sehen sind die Kratzer an der Innenseite der Leitplanke. Hier müssen Schrottteile versucht haben die Leitplanke zu überwinden, ein paar wenige haben es geschafft.
Ein Fahrzeug, das im besonderen Maße für den Transport von Stahl ausgerüstet ist, hat sechs Boxen mit Stahlschrott transportiert. Beim Auffahren auf die Bundesstraße kam es zu einem typischen Ladungssicherungsunfall. Die Ladung wollte Kurs und Geschwindigkeit beibehalten, also die Kurve nicht mit "ausfahren", sondern lieber geradeaus weiter… Da die Boxen weder von ausreichend Reibung noch von LS-Maßnahmen an ihrem Vorhaben gehindert wurden, konnten sie ihren Plan auch in die Tat umsetzen.
Da wir auf den Bildern tatsächlich keine gerissenen oder irgendwie beschädigten Gurte, Ketten oder RH-Matten gefunden haben, gehen wir davon aus, dass die Ladungssicherung durch die Ladebordwände erledigt werden sollte. Die haben es auch nach Kräften versucht, sind aber dabei selbst auf der Strecke geblieben und das im wahrsten Sinne des Wortes
RH-Material, rechteckige Unterleger, Gurte, künstliche Stirnwände und ausreichend Rungenstecktaschen auf der Ladefläche, so ein Fahrzeug wünscht man sich, wenn man regelmäßig Stahl transportiert. Aber Schrott, mal eben zur Entsorgung…bzw. zum Recycling, das geht schon mal ohne aufwändige Ladungssicherung. Und außerdem sieht es ja keiner, dass ich meine Ladung nicht gesichert habe.
Die Schleif- und Rutschspuren auf der Ladefläche sprechen eine andere Sprache. Jede Box wog ca. 1t, das geht bei einer derartigen seitlichen Beschleunigung nicht ohne Spuren ab.
Beeindruckend ist, wie weit die Schrotteile sich verteilt haben, bzw. verteilt wurden, denn als sich die Ladung in den öffentlichen Verkehrsraum ergoss, fuhr gerade ein Sattelkraftfahrzeug neben dem auffahrenden LKW. Dieser ist im Bild noch zu sehen, denn er steht beschädigt deutlich weiter vorne am rechten Fahrbahnrand.
Zerschnittene Reifen, verbeulte Felgen….
Der Tank ist Gott sei Dank dicht geblieben, aber die physischen Einwirkungen der Schrottteile sind gut erkennbar. Wäre ein PKW gerade an Stelle des Sattelkraftfahrzeuges gewesen…war aber nicht…Glück gehabt.
Ladungssicherung:
Auf diesem Fahrzeug kein Problem, RH-Matten unter die Boxen, vorne formschlüssig geladen und dann pro Doppelpack Boxen zwei Gurte. Das würde natürlich auch mit Direktsicherungen gehen etc. Aber hier war nix.
Die Folge:
Ladebordwände zerstört, zweites Fahrzeug (Sattelkraftfahrzeug) hat massive Schäden und der PKW im Gegenverkehr auch. Ob die Straßenmeisterei die Schäden der Fahrbahn auch als reparaturwürdig einschätzt, das entzieht sich unserer Kenntnis. Teuer wird es so oder so.
Ihre Ladungssicherungskolumnisten wünschen allzeit ladungssichere Fahrt!!