Rutschen Raupen auch?
Oder sind die so schwer, dass sie sich gar nicht bewegen können?
Laut Internet hat diese Raupe eine Masse von 17,5t bis 19,2t wir nehmen für unsere heutige Betrachtung mal die 19,2t an. In Fahrtrichtung müssten also 15.360 daN gesichert werden und quer zur Fahrtrichtung 9.600 daN.
Die erste Frage, die sich der geneigte Ladungssicherungsexperte stellt, ist, welche Reibung herrscht auf diesem Anhänger?
Die Abbildung 2 gibt diesbezüglich keine besonders eindeutige Antwort. Diese Ladefläche ist mit Verlaub ein ausgesprochener „Sauhaufen“. Vollkommen verdreckt, Steine, Kies, Sand, Erde oder sogar Lehm zieren die Ladefläche. Sie selbst weist nicht nur erhebliche Gebrauchsspuren auf, sondern auch eine gewisse Reparaturbedürftigkeit, was in Teilen wohl auch schon geschehen ist. Wir sind uns sehr unsicher, ob wir das Material (Steine, Kies und Erde) am Ende des Transportes noch komplett auf der Ladefläche vorfinden werden, oder ob der eine oder andere Stein für Ärger an Windschutzscheiben anderer Verkehrsteilnehmer gesorgt haben wird.
Das ist aber nur ein Seiteneffekt. Wir wenden uns wieder der Reibung zu. Wir sind uns sehr einig, dass die Reibung auf dieser Ladefläche sehr schlecht zu bestimmen ist. Saubere Ketten auf dem zerfaserten Holz hätten sicherlich eine Reibung von gut µ = 0,3. Jetzt gibt es aber noch andere Materialien, wie z.B. Siebdruckplatten (zumindest sehen sie so aus) Stahlträger und Tränenbleche, aus denen die Oberfläche des Anhängers besteht. Das alles garniert mit einer ordentlichen Portion Kies, Sand, Lehm und Steinen. Damit ist dieser Anhänger eine wahre Steinschlagmaschine. Ein Besen hätte Wunder gewirkt. Aber was machen wir mit der Reibung?
Im Wort Ladungssicherung steckt das Wort Sicherheit und da man (und wir auch) nicht genau weiß, welche Reibung in Ansatz zu bringen ist, nehmen wir µ = 0,1. Das mag übertrieben klingen, ist aber mehr als gerechtfertigt. Derartige Fahrzeuge brauchen sowieso eine robuste Ladungssicherung, in diesem Fall Ketten. Dann kann man diese gleich so auslegen, dass sie für alle Fälle halten. Das heißt, dass die Ketten und die Ladungssicherungspunkte am Anhänger und an der Ladung so dimensioniert sind, dass sie gleich die ganze Ladungssicherung übernehmen können.
Die angebrachten Ketten haben so gut wie keine Querkomponente sie liegt im niedrigen einstelligen Bereich. Das heißt, dass die gesamte LC in Längsrichtung wirkt. Davon müssen wir nur noch eine kleine Vertikalkomponente abziehen. Diese könnte sehr einfach mit dem Backrezept ermittelt werden.
Für eine überschlägige Rechnung gehen wir von 100% Wirkung in Längsrichtung aus. Leider müssen wir die LC der Ketten schätzen, da wir keine Angaben dazu vorliegen haben. Wir gehen von 5.000 daN LC aus. Das bedeutet in unserer überschlägigen Rechnung eine Sicherungskraft in Längsrichtung von 10.000 daN. Bei einer Masse von 19,2t und einem Reibbeiwert von 0,1 hätten wir aber 13.440 daN gebraucht. Da sieht man die überragende Wirkung der Reibung wieder deutlich. Wären wir in der Lage gewesen als Reibung µ = 0,3 anzusetzen, hätten wir „nur“ noch 9.600 daN in Längsrichtung benötigt und zumindest in Längsrichtung hätte die Sicherung knapp ausgereicht.
Wie kann dieses Manko beseitigt werden? Erst mal müssen die Ladungssicherungspunkte am Fahrzeug zu der Sicherung passen. Auf der Abb. 4 ist zu sehen, dass der Haken auf der Spitze belastet wird, somit ist dieser Ladungssicherungspunkt nicht für derartige Haken gemacht. Passt alles zusammen, wären zwei Ketten à 10.000 daN LC optimal. Mit diesen Ketten könnte, bei sauberer Ladefläche auch die seitliche Ladungssicherung erledigt werden. Auch hier hilft das Backrezept bei der Positionierung der Ladungssicherungspunkte, damit die Längs- und Querkomponenten richtig verteilt werden.
Ladungssicherung nach hinten:
Hier sind 19.200 daN Gewichtskraft x 0,4 = 7.680 daN nötig. Diese sind gut über die beiden Ketten abgedeckt und damit ist sie in Ordnung.
Seitliche Ladungssicherung:
Die Abb. 4 zeigt die sehr geringe seitliche Komponente der Ketten, damit ist die seitliche Ladungssicherung quasi nicht existent. Bei dem von uns in Ansatz gebrachen Reibbeiwert von µ = 0,1 sind seitlich 7.680 daN aufzubringen. Da die eingesetzten Ketten wahrscheinlich zu schwach sind, müssen in diesem Fall vier weitere Ladungssicherungsmittel quer zur Fahrtrichtung eingesetzt werden.
Bei so viel Gleichgültigkeit der Verkehrssicherheit und anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber fragt man sich, was die Fahrer dazu bringt, so zu verfahren. Ist es der ökonomische Druck? Auch wenn es schwierig sein mag eine Raupe auf einer Baustelle zu reinigen, schaut man sich die Ladefläche und das Kettenlaufwerk von der Seite an, ist man sich sehr schnell sehr sicher, dass man diese Anhaftungen, als Gegenverkehr oder auf der Autobahn als Überholer, nicht auf der Windschutzscheibe haben möchte. Das möchte auch der Chef dieses Fahrers nicht.
Die Ladungssicherungskolumnisten wünsche allzeit eine saubere Ladefläche und saubere Ladung.
Leserzuschrift und Antwort zum Foto des Monats März 2024
Kolummne zum Foto März 2024
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist immer wieder schön Ihre Kolummnen zu lesen. Doch sollten Sie sich bei der Auswertung von Fotos und anschließende Annnmahmen doch im Bereich der Normen bewegen.
1. Zum Reibbeiwert "nehmen wir 0,1", selbst bei den vorhandenen Materialpaarungen oder der Angabe unter der Tabelle B.1 der DIN EN 12195-1:2002-01 ist der Wert 0,2 anzusetzen (nicht besenreiner Ladefläche). Unter Beachtung des Sicherheitsbeiwertes im Direktzurren von 0,75 würde man dann auf 1,5 kommen.
2. Zur Zurrkette "Wir gehen von 5000 daN LC aus". Wer den Markt und die DIN EN 12195-3:2001 kennt, gibt es 6 mm mit 2200 daN; 8 mm mit 4000 daN; 10 mm mit 6300 daN oder 13 mm mit 10000 daN LC usw. in der Güteklasse 8. Die auf dem Bild zu erkennende Zurrkette ist die Güteklasse 8.
Mit freundlichen Grüßen
Name hier bekannt
PS: Es ist ein saumäßiger Transport!
Sehr geehrter Herr …,
sorry, dass wir uns erst jetzt melden. Aber auch Kolumnisten machen mal Urlaub.
Es freut uns, wenn wir merken, dass unsere Fotos des Monats auch tatsächlich Leser und Betrachter haben. Wir haben zwar viele Klicks auf unseren Seiten, jedoch sind Rückmeldungen eher selten. Daher hat man oft das Gefühl, dass die Besucher der Internetseiten sich nur die Bilder anschauen.
Wir … versuchen, die uns zugesandten Bilder zunächst auf Geeignetheit für unsere Internetseiten zu bewerten. Im Anschluss wird festgestellt, was beim Verladen hätte anders gemacht werden können, oder was falsch war.
Diese Darstellung ist nicht sehr einfach, da wir ein breites Publikum ansprechen. Dieses besteht aus Kraftfahrern, Verladern, Absendern, Fahrlehrern, Polizeibeamten und auch Sachverständigen.
Wir wollen unsere Texte möglichst verständlich machen, sodass auch der Kraftfahrer versteht, was gemeint ist.
Leider gelingt uns das nicht immer zur Zufriedenheit aller genannten Betrachter.
Rechnen muss man fast immer, aber auch möglichst einfach und nicht bis ins kleinste Detail der einzelnen Normen und Richtlinien. Macht man das, wird man die Wichtigsten in der o.g. Kette nicht erreichen, weil sie da nicht mehr mitkommen, oder gar abschalten.
Unser Augenmerk versuchen wir daher auf die Lösungen zu lenken und zwar möglichst verständlich und nachvollziehbar.
Man möge uns verzeihen, wenn wir bei den Reibwerten nicht explizit auf die Tabelle B der
EN 12195-1 verweisen, sondern auf einfache verständliche Werte.
Warum wir dann auch mal auf einen Wert von µ = 0,1 kommen liegt daran, dass wir einen Reibklotz über eine verschmutzte Ladefläche ziehen und dann diesen Wert ermitteln.
Wir denken, dass wir damit auf mehr Verständnis und Nachvollziehbarkeit beim Betrachter stoßen, als wenn wir z.B. bei einer Palette auf einer Siebdruckladefläche darstellen, dass hier der Wert aus besagter Tabelle (Schnittholz auf Schichtholz) bei µ = 0,45 liegt. Diese Tabelle wird dann schnell als „Gesetz“ dargestellt, was sie gar nicht ist. Im Vergleich zur VDI 2700 liegen wir bei ganz anderen Werten. Und der Sicherheitsbeiwert aus der EN 12195-1 führt dazu, dass man dann wieder ganz nah bei unserem angeführten Wert von µ = 0,1 liegt.
Es gibt durchaus Leser, die unsere angegebenen Werte versuchen nachzurechnen. Wir sehen es als einfacher an, wenn dann Werte verwendet werden, mit denen man gut rechnen kann.
Daher kommen wir auch auf die LC der Kette von 5.000 daN, die sicherlich tatsächlich bei 6.300 daN liegt.
Vielleicht hätten wir bei dem beschriebenen Bild auf 6.000 daN gehen können, das hätte sicherlich besser gepasst.
Insgesamt haben Sie mit Ihren Einwendungen recht!
Vielleicht verstehen Sie aber nach den Ausführungen, warum wir es so geschrieben haben, wie wir es geschrieben haben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Ladungssicherungskolumnisten