Juni 2020
Kleine Ursache große Wirkung!!
Mit dem Schrecken davon gekommen ist dieser Fahrer. Es gehört wenig Fantasie dazu sich vorzustellen was hätte passieren können wenn…
Eine dieser Latten muss sich gelöst haben. Leider haben wir keinerlei Informationen vom Hergang des Unfalles, so müssen wir uns ausschließlich auf die Betrachtung der Bilder und die Ableitung von eventuell möglichem Geschehen verlassen.
Der 1. Eindruck trügt ein wenig, denn auf der rechten Fahrzeugseite sieht es so aus, als ob auf dem Dach eine relative Unordnung herrscht. Irgendwo muss tatsächlich eine Latte lose dazwischen gelegen haben, um sich dann während der Fahrt nach hinten herauszuarbeiten. Da die Latte, die im Lkw steckt, gebrochen ist, mutmaßen wir, dass sie auf der Fahrbahn aufgekommen, und durch den Aufprall gebrochen ist, und eine Hälfte in den Gegenverkehr gefallen ist. Da wir keine Spuren am transportierenden Fahrzeug selbst entdecken konnten, gehen wir nicht davon aus, dass sich die Latte nach vorne links aus dem Verbund gelöst hat. Nach Lage der dortigen Hölzer und der Ladungssicherungsmaßnahme scheint dies unwahrscheinlich, denn eine Kollision mit dem entgegenkommenden Fahrzeug hätte sicherlich auch Spuren am transportierenden Fahrzeug hinterlassen.
Sieht man die Ladungssicherungsmaßnahmen, zerstreut sich der erste Eindruck der vollkommenen Sorglosigkeit. Für die Ladungssicherung wurde etwas getan, nur hat es, wie so oft in dieser Kolumne, nicht ausgereicht.
Auch die Ordnung der Ladung sieht aus dieser Perspektive vollkommen anders aus. Es sieht so aus, als ob mindestens ein Gurt zur Bündelung des Holzes auf der linken Fahrzeugseite genutzt, und weitere Gurte zu Niederzurrungen eingesetzt wurden. Auch das auf der Leiter liegende Holz scheint „gesichert“ zu sein. Wie wirkungsvoll erschließt sich uns aus diesen Bildern nicht.
Die Hölzer sind zumindest zum Teil nochmals gebündelt, und die Verdrehung der Gurte dient wahrscheinlich der Geräuschreduzierung, denn Gurte haben, sofern sie gerade über derartige Ladung gespannt werden, die unangenehme Eigenschaft, teilweise sehr hochfrequent zu vibrieren. Das verursacht Geräusche, und vor allen Dingen können sich die Gurte dann an den relativ scharfen Kanten des Holzes “verletzen“. Dagegen sollte sicherlich Kantenschutz eingesetzt werden, aber das Vibrieren ist dadurch immer noch nicht beseitigt. Das Verdrehen der Gurte wird durch die Hersteller sehr kritisch gesehen, kommt es doch extrem darauf an auf welcher Strecke die Verdrehung realisiert wird. Handelt es sich um ein kurzes Stück Gurt kann es zur Konzentration von Kräften auf einer Gurtseite führen, wodurch der Gurte an Haltekraft verliert. Bei derartigen Sicherungen, wie hier vorgefunden, sehen wir aber keine akute Gefahr der Gurtschwächung.
Obwohl augenscheinlich einiges zur Sicherung der Ladung getan wurde, konnte sich eine Holzlatte lösen. Bei Ladungen, die auf Fahrzeugdächern und auf speziellen Transportrahmen, wie in diesem Beispiel transportiert werden, gilt besondere Sorgfaltspflicht, weil:
- diese Ladungen dem Fahrtwind ausgesetzt sind,
- so gelagerte Ladungen schwingen können, da sie nur auf zwei Rohrkonstruktionen aufliegen, und
- die Reibung auf derartigen Transportgestellen meist sehr gering ist, um nicht zu sagen, „lausig“.
Da uns Detailaufnahmen fehlen, können wir nicht sagen, ob das Transportgestell oben abgeflacht ist und ob es, wie auch immer geartete reibungserhöhende Materialien aufweist. Auf der Abbildung 4 ist sehr gut zu erkennen, dass Hölzer direkt auf der Leiter gelagert werden. Derartige Leitern bestehen aus Aluminium und die Sprossen sind besonders abgerundet, und das Metall ist glatt. Der Reibbeiwert einer derartigen Leiter liegt wahrscheinlich bei μ = 0,1. Wie sinnvoll es ist, in einem solchen Fall eine Niederzurrung zur Ladungssicherung zu nutzen, überlassen wir gerne unseren geneigten Lesern.
Grundsätzlich gilt bei einer derartigen Verladung folgendes:
- Die Auflageflächen auf dem Fahrzeug sollten möglichst mit RH-Materialien belegt sein.
- Alle Ladungsteile müssen von der Sicherung erfasst werden. Es dürfen sich keine „Kavernen“ bilden können.
- Es muss sichergestellt sein, dass die Ladung nicht durch Vibrationen zusammen rutschen kann, und sich dadurch die Niederzurrung lockert bzw. ihre Wirkung verliert.
- Derartige Ladungen müssen während des Transportes in sehr kurzen Zeitabständen immer wieder kontrolliert und gegebenenfalls nachgesichert werden.
- Wir halten es für eine sehr gute Idee, wenn derartige Fahrzeuge auch im Bereich über der Windschutzscheibe über ein Auflager mit einer „Stirnwand“ verfügen würden, so dass Dachladungen wie diese formschlüssig gegen diese Stirnwand geladen werden können. Eine zusätzliche Ladungssicherungsmaßnahme sollte ebenfalls in diesem vorderen Bereich möglich sein.
Ihre Ladungssicherungskolumnisten wünschen allzeit ladungssichere Fahrt.