Ausweichmanöver

Diese Skizze haben wir von unserem Kollegen Herrn Kapt. Anatoly Shmelev aus Weißrussland bekommen. Sie zeigt einen Ausweichvorgang, der Folgen hatte. Folgen, wie sie in Weißrussland, Deutschland, Südafrika, Brasilien, China, Australien etc. exakt so hätten passieren können, denn die Physik ist überall die gleiche.

Ein Sattelkraftfahrzeug mit Auflieger muss plötzlich einem von rechts kommendem Fahrzeug ausweichen. Die Ladung, vier Coils à 5t waren unzureichend gesichert und setzten ihren ursprünglichen Weg weitestgehend fort.

So sah die Ladefläche nach dem Unfall aus!

  • Zuerst fällt auf, dass sie leer ist.

  • Dann stechen uns die nassen Spuren ins Auge, die mehr oder weniger parallel „abbiegen“

  • Und dann fallen uns die paarweise liegenden Gurtreste auf, die offensichtlich alle durchtrennt wurden.

  • Und wenn man dann noch genauer hinsieht, dann sieht man Reste von Steinchen. Die Stirnwand sieht recht robust aus und ist auch nur wenig verbeult, denn die Coils haben die Ladefläche vor dem Aufrutschen auf die Stirnwand verlassen.

Kommt man näher ran, sieht man, dass es sich bei den vermeintlichen Steinchen wohl um Schnee- oder Schneematsch handelt, vielleicht aber auch um eine gefrorene Fläche. Die Holzreste, die an der Stirnwand liegen, bestätigen den Eindruck.

Auf der Abb.4 ist die einbiegende Straße zu sehen. Auch die Coils liegen in diesem Bereich.

Sodann schlussfolgern wir folgenden Unfallhergang:

  • Der Fahrer des Sattelkraftfahrzeugs erkennt, dass ihm ein PKW die Vorfahrt nehmen will (die Vorfahrtregeln waren an den Straßenmarkierungen zu erkennen) und leitet sofort eine Vollbremsung ein.
  • Er sieht, dass die Bremsung den Unfall nicht verhindern kann und macht eine beherzte Lenkbewegung nach links.
  • Schon bei der Vollbremsung reißen sich die Coils los, da die lausige Reibung -Holz auf der Siebdruckplatte der Ladefläche- noch stark vermindert durch den Schnee/ das Eis unter den Ladegestellen (Skits), kaum sichert Das führt zu den geraden nassen Rutschspuren auf der Ladefläche.
  • Die Gurte sind so angebracht wie auf der Abb. 5 zu sehen. Ohne Kantenschutz! Darum sind sie auch gleich bei der ersten kräftigen Belastung durch die Vollbremsung gerissen bzw. wurden durch die recht scharfen Kanten der Coilverpackung mehr oder weniger abgeschnitten.
  • Während des Rutschvorganges in Fahrtrichtung kam die Lenkbewegung nach links. Der Physik folgend sind die Coils „weiter geradeaus gefahren“.
  • Sie durchbrachen die Plane, beschädigten die Runge und die Stirnwand und landeten im Verkehrsraum.
  • Ob der Vorfahrtdieb seine Unachtsamkeit mit dem Leben bezahlt hat, ist nicht überliefert, aber die Bilder sprechen eher von „Glück gehabt“.

So waren die Coils auch vor dem Unfall gesichert.

Ladungssicherung:

  • Der Schnee unter den Kufen muss vollkommen entfernt werden. Ist das nicht sicherzustellen, muss ohne Reibung gesichert werden und das ist aufwändig.
  • Mit Reibung ist es einfach, denn wir nehmen RH-Matten und stellen die Skits darauf. Die Matten müssen insbesondere nach vorne unter den Skits herausschauen, denn eine Direktsicherung hält erst, wenn die Ladung ein Stück weit gerutscht ist.
  • µ = 0,6 für die Reibung, dann bleiben noch 0,2g für die Sicherungsmittel übrig.
  • 0,2g x 5.000daN Gewichtskraft ergibt eine erforderliche Sicherungskraft von 1.000daN.
  • Ein Gurt als Direktsicherung durch das Coilauge genommen, liefert zwei mal 2.000daN Sicherungskraft, minus des Einflusses der Winkel.
  • Kantenschutz ist hier das Gebot der Stunde! Am besten Schutzschläuche, Halbschalen aus PU oder dergleichen.
  • Doch Vorsicht! Wenn wir die Reibung 1:1 zur Sicherung heranziehen wollen, dann muss die Verbindung Coil Skit auch dieser Belastung standhalten.
  • Die Verbindung zum Skit wird einmal durch den Formschluss an den schrägen Hölzern und durch die beiden Stahlbänder hergestellt.
  • Da die Coils in Rollrichtung geladen wurden, würden wir dieser Verbindung nicht zu 100% trauen.
  • Daher sieht unsere Empfehlung wie folgt aus:
  • RH-Matten unter die Skits
  • Zwei Gurte (gleich lang, aber auf unterschiedliche LS-Punkte) durch das Coilauge als Umspannung nach hinten geführt und eine Umspannung nach vorne.
  • Ist Schnee/Eis im Spiel, auf der Ladefläche und oder unter den Kufen, muss auch zur Seite mit Direktsicherungen gesichert werden.

Von „NEU“ zu „SCHROTT“ in einem Arbeitsgang.

Die Ladungssicherungskolumnisten wünschen ein ladungssicheres und gesundes Jahr 2021

© KLSK e.V.