Es war einmal eine Stirnwand…

Sie hat versucht der Ladung die Stirn zu bieten!

Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine Komplettladung Spundwände mit einer Masse von 25t, gestapelt und mit Distanzstücken versehen. Teilweise wurde RH-Material verwand, aber das recht inkonsequent. Eine verkehrsbedingte Bremsung hat ausgereicht, um die Ladung mehr als zwei Meter nach vorne rutschen zu lassen, bis sie durch die Stirnwand leidlich abgebremst wurde und diese sich dabei beträchtlich verbog.

Auf der Abbildung zwei ist zu erahnen, wie weit die Ladung gerutscht ist. Der Gurt in Fahrtrichtung wurde nachträglich angebracht, damit wurde versucht die Ladung wieder ein Stückweit zurückzuholen und von der Stirnwand abzurücken.

Auch ein zweiter Gurt wurde eingesetzt, um die Stirnwand direkt ein bisschen zurück zu biegen. Überliefert ist, dass die Druckluftschläuche abgetrennt waren und die Stirnwand in ihrem nach vorne gebogenem Zustand bei einer Kurvenfahrt nicht „frei“ vom Führerhaus gekommen wäre.

 

Die Ladungssicherung bestand aus Niederzurrungen. Aus wie vielen genau, konnte nicht mehr nachvollzogen werden.
Bei 25 t Stahl ist diese Ladungssicherungsart ein recht zweifelhaftes Vergnügen, da sehr aufwändig.

  • Für eine erste Überlegung setzen wir voraus, dass RH-Materialen vorbildlich unter und über allen verwandten Hölzern eingesetzt wurden (was natürlich eine reine Annahme ist, die nichts mit der Realität zu tun hat).
  • Reibbeiwert von μ=0,6
  • Und die Pakete sind (wie auch immer) fest miteinander verbunden.
  • Erforderliche Sicherungskraft durch Niederzurrungen aufzubringen ist: 0,8 minus 0,6 = 0,2.
  • 20% der Ladung sind 5.000daN Gewichtskraft, die auch an Sicherungskraft fehlen.
  • Bei einem Reibbeiwert von μ = 0,6 sind das (5.000 : 0,6) 8.334 daN an vertikaler Vorspannung, die nötig gewesen wären, um diese Restsicherungskraft aufzubringen.
  • Bei einer STF eines Gurtes von 500 daN (wir rechnen mit den vollen 500 daN, da der Winkel gut ist x 2, weil das die EN 12195-1 so will) hätte die Ladung 9 Gurte gebraucht, wohlgemerkt unter der Voraussetzung, dass die RH-Materialien schlüssig und durchweg reibungsübertragend eingesetzt worden wären und die Pakete in sich stabil miteinander verbunden wären.
  • Dabei sei bemerkt, dass zwischen den Spundwänden kein RH-Material einzubringen war und deren Reibbeiwert fraglich ist (Walzhaut auf Walzhaut)

Dieser Unterleger lag auf RH-Material, aber obendrauf lagen die Spundwände ohne. Da sie nur eine linienförmige Auflage auf dem Holz haben, sollte das RH-Material schwerlasttauglich sein.

 

Die Ladung ist mehr als zwei Meter nach vorne gerutscht und hat dabei den Unterleger etwas verdreht, aber das RH-Material hat seine Aufgabe erledigt.

Ladungssicherung:

Diese Ladung lässt sich ganz hervorragend sichern:

  • RH-Material würden wir immer an den Reibpaarungen Holz / Spundwand und Holz / Ladeflächen konsequent einsetzen.
  • Zur Seite wird jeder Ladungsstapel mit jeweils vier Umspannungen (zwei von jeder Seite) gesichert. Diese Umspannungen haben einen so hohen Vertikalanteil, dass sie auch gleich noch die Aufgabe der Mindestsicherung mit übernehmen.
  • Nach vorne werden beim ersten Ladungspacket beide Pakete zusammen mit zwei Umspannungen gesichert. Diese Umspannungen werden natürlich mit Schutzschläuchen vor den scharfen Kanten der Spundwände geschützt.
  • Sie werden so angebracht, dass sie sich vor dem Ladungsstapel kreuzen.
  • Beim hinteren Ladungsstapel werden die unteren beiden Pakete mit zwei Umspannungen gegen die Bewegungsrichtung „vorne“ gesichert. Auch diese werden entsprechend geschützt und vor dem Ladungsstapel gekreuzt.
  • Das obere Paket wird einzeln durch gleichartig angebrachte Umspannungen vor einer Bewegung nach vorne geschützt.

Diese Prinzip-Skizze zeigt die Gurtführung bei den Doppelpaketen.

Berechnung der Sicherung:

  • Wir gehen pro Paket von einer Masse von 5t aus.
  • Damit würde das vordere Paket 10t Masse haben und das hintere 15t.
  • Werden die Umspannungen nach vorne lang und in einen spitzen Winkel geführt, so fallen kaum Verluste für die Winkel an.
  • Da wir die Winkel nicht kennen ziehen wir zur Sicherheit 20% von der Sicherungskraft ab und erhalten 6.400daN an verbleibender Sicherungskraft.
  • Auch wenn wir für Walzhaut auf Walzhaut nur einen Reibbeiwert von µ = 0,3 annehmen, müssen nur noch 5.000 daN beim vorderen Ladungspaket gesichert werden. Durch die Umspannungen stehen aber 6.400daN zur Verfügung.
  • Bei den hinteren Paketen sichern wir das obere alleine mit zwei Umspannungen und die beiden unteren zusammen mit zwei Umspannungen gegen die Bewegungsrichtung nach vorne.
  • Der Sicherungsüberschuss ist hier noch größer, daher ersparen wir uns eine Rechnung, aber sicher ist sicher.
  • Mit unserer Sicherungsart benötigen wir 14 Gurte und sechs Schutzschläuche und erreichen eine gute Sicherung!!

Die Ladungssicherungskolumnisten wünschen einen entspannten Sommer mit dem nötigen Regen

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