Foto des Monats – September 2020

Erntezeit

Landwirtschaftliche Transporte, insbesondere zur Erntezeit, sind so das Abenteuerlichste was man auf unseren Straßen beobachten kann. Mitunter könnte man meinen, dass die Physik in dieser Zeit „Pause“ hat. Denn was irgendwie geht wird gemacht, die Zeit drängt, und das Wetter könnte umschlagen. Wenn mal ein Stroh-, Heu- oder Siloballen runterfällt, hält sich der Schaden in Grenzen!? Also wird munter drauflosgepackt und gestapelt, was das Zeug hält und wenn mal was daneben geht, hat fast jeder viel Verständnis für unsere Landwirte.

Wir auch!!

Aber…was zu viel ist, ist zu viel.

Die Abb.1 zeigt schon die ganze Problematik. Eine Autobahn, oder eine autobahnähnliche Straße, auf der Siloballen herumliegen. Frisch vom LKW gefallen mit mehreren 100kg Masse stellen sie eine tödliche Gefahr da. Gleich neben dem Polizeiwagen liegt der Gurt und nur wenige Meter weiter befinden sich die Siloballen, die von der Ladefläche gerollt sind.

Hier war ihr Platz, an dem es ihnen wohl nicht mehr so recht gefallen hat. Die Sicherung…natürlich wieder die allseits gefürchtete Niederzurrung. Wie war deren Wirkweise gleich noch? Ach ja! Die Ladung wird über den Vertikalanteil der Vorspannung in den Gurten „künstlich“ schwerer und erhöht dadurch die Reibung. Das hat hier wohl nicht so ganz geklappt.

Da auch wir nicht dabei waren, können wir nur Mutmaßungen anstellen. Da es sich um die letzte Reihe auf der Ladefläche handelte, tippen wir mal auf eine kombinierte Bewegung aus Abkippen und abrollen. Das Abkippen ist eine Art Kreisbewegung um die hintere Kannte der Siloballen. Bei dieser Bewegung müssen sich die Ballen ein bisschen auf ihrer „Kannte“ abstützen. Würde eine Kiste eine derartige Bewegung vollführen wollen, würde sie sich leicht anheben müssen. Dadurch würde der Gurt sofort kräftig gespannt und hindert die Kiste so an dieser „Kreisbewegung“. Das ist bei den Siloballen etwas anders. Sie haben „runde“ Ecken und sie sind deutlich weicher als eine Kiste. So konnte sich der Gurt in die Ballen eindrücken, hat die Kreisbewegung zwangsläufig mitgemacht und hat die Ladefläche „unbeschadet“ (also nicht gerissen oder dergleichen) mit den Ballen verlassen. Die Ballen sind noch ein bisschen gerollt oder getumbelt und dann liegengeblieben. Das sie auf der Straße gefährlich sind haben wir schon erwähnt. Wer das nicht glaubt möge sich bitte kurz das Bild des Monats vom August 2016 anschauen…

Ladungssicherung:

Wie sichert man solche Siloballen richtig?

Es gibt Fahrzeuge die haben an den Seiten Metallbügel vielleicht 30 bis 50 cm hoch. Damit hindern sie Ballen, die mit der Wickelachse in Längsrichtung verladen wurden am seitlichen Herunterrollen. Oben in den „Sattel“ kann noch eine dritte Rolle gepackt werden. Eine Niederzurrung kann jetzt wie eine Direktzurrung das Herausrollen der oben gelagerten Rolle verhindern.

Will man eine Ladefläche wie diese hier mit Ballen beladen, ist es ein wenig aufwendiger. Vor der Beladung werden Gurte als Umspannungen ausgelegt. Immer vier Ballen mit zwei Gurten. Auf die obere Ladungskante müssen breite Hohlprofilwinkel gelegt werden, die in die Umspannungen mit eingebunden werden. Die Profile verteilen den Druck, sodass durch die Vorspannung tatsächlich ein wirkungsvoller Druck aufgebaut werden kann (Mindestsicherung für die Reibung). Die seitlichen Umspannungen halten die Rollen sicher. Um das Abkippen nach vorne oder hinten zu vermeiden, empfehlen wir jeweils zwei Umspannungen pro Richtung, also eine Umspannung pro Lage. Wird Heu und Stroh transportiert muss dringend darauf geachtet werden, dass sie abgeplant werden, denn sonst verliert der LKW kontinuierlich Ladung. Das kann der Empfänger verschmerzen, aber diese Menge an Stroh oder Heu reicht aus um die Abflüsse im Falle eines Wolkenbruches auf der Autobahn zu verstopfen. Es bilden sich große Seen und die PKW´s haben mit erheblichem Aquaplaning zu kämpfen. Das ist leider immer wieder bittere Realität und keine Kleinkrämerei von ein paar übereifrigen Ladungssicherungskolumnisten.

 

Wir wünschen Ihnen einen ladungssicheren Spätsommer
Ihre Ladungssicherungskolumnisten.

© KLSK e.V.