Foto des Monats – April 2024
Bei 22.1t reicht der gute Wille nicht aus!
Ein Bagger mit einer Masse von 22.100kg wurde auf einem fünfachsigen Tieflader transportiert. Die Ladung war zu breit, das Gesamtgewicht um ca. 6t zu hoch, aber wir konzentrieren uns heute auf die Ladungssicherung und deren Ausführung.
Die Abbildung 2 zeigt, dass die Lastverteilung augenscheinlich i.O. ist, das ist ein klarer Pluspunkt.
Bei der Abbildung 3 nähern wir uns schon unserem heutigen Thema, der Direktzurrung die sich hier kreuzt. Weil sie sich kreuzt, wird sie auch sehr häufig Diagonalzurrung genannt, eine Zurrung die nicht anderes ist, als eine Direktzurrung und so begutachten wir sie auch. Um so ganz nebenbei mit ein paar Gerüchten aufzuräumen, sei hier erwähnt, dass es in erster Näherung unschädlich ist, wenn sich die Ketten, die hier über Kreuz genommen wurden, berühren. Auch das Kreuzen an sich ist vollkommen unschädlich, wenn auch nicht immer zweckmäßig, aber dazu gleich mehr.
Auf der Abb. 3 bekommen wir einen guten Eindruck von der Reibung. Wie von uns schon häufiger konstatiert, ist es bei Baufahrzeugen immer schwierig sie mit sauberen Ketten oder Rädern auf den Anhänger zu bekommen. Daher wäre es gut, wenn die Ladungssicherungsmittel so gewählt würden, dass die Reibung gar nicht zur Sicherung gebraucht wird.
In diesem Fall ist die Ladefläche relativ sauber, die Gummikette ist geringfügig mit Erdreich „verunreinigt“, aber doch so, dass die Reibung beeinträchtigt wird. Wir nehmen zur Sicherheit eine Reibung von μ =0,3 an.
Um uns die Ladungssicherung genau anzusehen, wechseln wir zur Abb. 4., die den Bagger von hinten zeigt. Das „hinten“ bezieht sich auf die Blickrichtung, denn die ist nach vorne gerichtet. Die beiden Ketten müssen eine Sicherungskraft von 11.050 daN aufbringen. Da es sich um Ketten mit einer LC von 6.300daN handelt ist das herausfordernd, denn die Längskomponenten der Ketten müssen sehr gut sein, was sie augenscheinlich nicht annähernd sind.
Die Ladungssicherungsmittel werden häufig aus dem einzigen Grund gekreuzt, weil die Ladung keine vernünftigen Ladungssicherungspunkte in erreichbarer und gut nutzbarer Position aufweist. Ein eindeutiger Kritikpunkt, der von Seiten der Hersteller überdacht werden sollte. Zur Prüfung der Ladungssicherung bedienen wir und des „Backrezeptes“.
Es ist so simpel und so praxisnah wie keine andere Methode zur Überprüfung der Sicherung. Was ist zu tun? Wir messen Strecken und setzen sie ins Verhältnis zueinander und genau diese Verhältnisse werden durch Winkelfunktionen beschreiben, die wir aber nicht benötigen, da wir direkt mit den Strecken und ihrer Wirkrichtung arbeiten. Mit einem Maßband haben wir folgende Strecken gemessen:
- C = 3,00m – Wirksame Länge des Ladungssicherungsmittels
- E = 0,90m – Längskomponente
- D = 2,25m – Seitliche Komponente
- A = 0,60m – Höhe vom Ladungssicherungspunkt der Ladung bis zum Punkt der Krafteinleitung an der Ladefläche.
Um die Sicherung in Längsrichtung zu ermitteln nehmen wir die Längskomponente (E ) und teilen sie durch die wirksame Länge des Ladungssicherungsmittels 0.90 :3,00 = 0,3 das bedeutet, dass nur 30% der LC des Ladungssicherungsmittels in Längsrichtung wirken, also 6.300daN x 0,3 = 1.890 daN. Da beiden Ladungssicherungsmittel die gleichen Längenverhältnisse aufweisen, können wir den ermittelten Wert einfach verdoppeln. Somit ist dieser Bagger zusätzlich zur Reibung mit 3.780 daN in Längsrichtung gesichert. Nötig wären 11.050 daN, bleibt ein Defizit von 7.270 daN.
Um die Sicherung in Querrichtung zu ermitteln, nehmen wir die Querkomponente (D) und teilen sie durch die wirksame Länge des Ladungssicherungsmittels (C) 2,25:3,0 = 0,75. Der Bagger wird also mit 75% der LC des Ladungssicherungsmittels seitlich gesichert. Das entspricht: 6.300 daN x 0,75 = 4.725 daN. Da die Ketten vorne eine ähnliche Geometrie aufweisen, nehmen wir deren Sicherungswirkung zur Vereinfachung mit gleicher Größe an. Somit ist der Bagger seitlich mit 9.450 daN gesichert. Nötig wäre bei einer Reibung von μ = 0,3 aber nur 4.420 daN. Also deutlich zu viel des Guten, was nicht schädlich ist, aber auf ein erhebliches Missverhältnis hinweist.
Wie jede Sicherung, weißt diese Direktsicherung auch eine Vertikalkomponente auf. Im Extremfall ( Notbremsung) würde der Bagger in seiner Sicherung ein Stück weit nach vorne rutschen und dabei die Ladungssicherungsmittel bis an ihre LC spannen. Diese maximal zulässige Spannung wirkt jetzt auch vertikal und damit reibungserhöhend. Zur Ermittlung nehmen wir die Vertikalkomponente der Sicherung und teilen sie durch die Wirksame Länge des Ladungssicherungsmittels. 0,6 :3,0 = 0,2 Das heißt, dass 20% der LC in vertikaler Richtung wirken und dadurch den Bagger künstlich schwerer machen.
6.300 daN x 20% = 1.260 daN. Da zwei dieser Ladungssicherungsmittel gleichzeitig gespannt werden erhalten wir eine gesamte Vertikalkomponente von 2.520 daN. Diese vertikale Kraft wirkt über die Reibung von 30% ladungssichernd. 2.520 x 0,3 = 756 daN. Der Vorteil dieser Sicherung, sie wirkt in alle Richtungen. Sie füllt aber die Lücke bei der Ladungssicherung in Längsrichtung bei weitem nicht aus.
Die Ketten müssten so weit nach hinten versetzt werden, dass sich ein Verhältnis von 0,88 von Längskomponente zu wirksamer Länge des Ladungssicherungsmittels einstellt. Hätte der Bagger in der Mitte des Fahrwerkes zwei Ladungssicherungspunkte, bräuchten sich die Ketten nicht mehr kreuzen und ihre Längskomponente wäre deutlich verbessert. Ob die Geometire des Fahrzeuges die entsprechenden Ladungssicherungspunkte an der richtigen Stelle bereithält, wissen wir nicht. Eine Lösung wäre stärkere Ketten und natürlich dazu passende Ladungssicherungspunkte am Fahrzeug und unbedingt auch am Bagger zu haben. Mit einer LC von 10.000 daN müsste der Fahrer nicht so kleinteilig mit den Längenverhältnissen der Ketten jonglieren.
Unter dem folgenden Link finden Sie eine sehr ausführliche Darlegung zum Backrezept und seinen Vorteilen.
https://www.tis-gdv.de/tis/ls/praxis/diagonalzurren/inhalt1-htm
Die Ladungssicherungskolumnisten wünsche allzeit eine ladungssichere Fahrt.