November 2019

Kann man knicken

In der Tat sieht dieses Auto relativ geknickt aus. Der Grund für das geknickte Erscheinungsbild dieses Autos liegt auch gleich daneben und weil wir uns in dieser Kolumne mit Ladungssicherung beschäftigen, weiß jetzt eigentlich schon fast jeder worum es geht.
Richtig, von einem Fahrzeug, was ca. 30 m weiter in der Rechtskurve steht bzw. von dessen Anhänger, ist ein Betonteil heruntergefallen. Der Fahrer war nur leicht verletzt. Er hat, wie so häufig, sehr sehr viel Glück gehabt.

Unglücklicherweise war der Anhänger von der Bauart her relativ hoch. So konnte das Betonteil beim Herabfallen doch einiges an kinetischer Energie aufnehmen, die sich dann an dem Fahrzeug als verformende Energie entfaltet hat.

Wir wollen nicht lange Drumherum reden: Die unteren Betonteile waren weitestgehend durch den Formschluss gesichert. Obendrauf lagen auf den filigranen Decken Vierkantbalken, zu denen wir heute nicht ausführen, dass sie ja eigentlich das Verrollen unterstützen und in der Ladungssicherung nichts zu suchen haben (Man schaue mal auf den Bildrand links und dort sieht man tatsächlich bohlenförmige Holzunterleger. Da fragen wir uns warum?). Lange Rede kurzer Sinn, das Betonteil lag obenauf, vielleicht sogar begünstigt durch die Vierkantunterleger, ragte es komplett über die Ladebordwand hinweg und war, soweit überliefert, niedergezurrt.

Nach Lage des Betonteils, des Knicks am Fahrzeug und der Schädigung der Straße ist das Betonteil zuerst mit einer Ecke auf die Straße gefallen und hat dann seine restliche Energie mit der Schmalseite am Fahrzeug abgearbeitet, ehe es nach rechts auf die Fahrbahn gefallen ist. Es ist leider nicht überliefert, wie das Betonteil tatsächlich gesichert war. Wir haben nur die Information, dass hier ausschließlich Niederzurrungen verwandt wurden.

Das Besondere an diesem Fall ist, dass weder die scharfen Kanten der Ladung, noch die miserablen Winkel der Niederzurrung in erster Linie Schuld an der Abladung waren, sondern ein Schnitt, so sauber wie mit dem Messer gezogen. Das kann nicht die Kannte des abrasiven Betons gewesen sein, hier muss etwas anderes im Spiel gewesen sein!

Und richtig, es war die scharfe Kante an dem Anhänger und im Endeffekt war es die Tatsache, dass dieses Fahrzeug nicht für die Ladungssicherung geeignet war. Vielleicht müssen wir einschränkend hinzufügen, dass es nicht für diese Art der Ladungssicherung, nämlich den Gurt am unteren Rahmen zu befestigen, um dann um eine scharfe Ecke umgelenkt zu werden, geeignet war. Auf uns macht der Anhänger den Eindruck, als ob er eher für Baustoffe in geschütteter Form geeignet ist und nicht für schwere Stückgüter, die mit Gurten zu sichern sind.

Ladungssicherung:

Da wir davon ausgehen, dass dieses Ladungsteil mit 2 Niederzurrungen über die Ladebordwände gesichert waren, ist jedem, der sich ansatzweise mit der Ladungssicherung beschäftigt hat, klar, dass bei derart flachen Winkeln, die in diesem Fall zustande gekommen sind, keine Ladungssicherungswirkung zu erwarten war.

Wie immer fragen wir natürlich nach der richtigen Ladungssicherung?!

  • Natürlich nehmen wir bohlenformatige Unterleger. Dadurch wäre das Ladungsteil schon unterhalb der Ladebordwände zu liegen gekommen und wahrscheinlich nicht auf die Straße gestürzt.
  • Wenn sich diese Art von Ladung nicht formschlüssig sichern lässt, müssen wir mit Direktzurrungen arbeiten oder ausreichend Niederzurrungen. In diesem Zusammenhang stellt man sich die Frage nach der vorhandenen Reibung. In Fachveröffentlichungen, die über Versuche mit filigranen Decken berichten, wurde in der Vergangenheit immer mal wieder der Reibbeiwert 0,5 erwähnt. Da es sich hierbei um eine fast ausschließlich seitliche Abladung handelt, kann dieser Reibbeiwert kaum gewirkt haben, da es ansonsten nicht zu dieser Abladung gekommen wäre. Das ist natürlich nur bedingt richtig, denn jegliche Reibung muss durch eine Mindestsicherung sichergestellt (aufrechterhalten) werden. Und diese Mindestsicherung, nämlich durch mindestens 2 Niederzurrungen ist durch die scharfe Kante am Fahrzeug abhanden gekommen. Im Übrigen waren weder an der Ladung, natürlich auch nicht an der scharfen Kante irgendwelche Kantenschützer vorhanden.
  • Wir würden, wie schon erwähnt, Direktsicherungen empfehlen, die wir als Umspannungen um die Ladung nehmen würden. Selbstverständlich durch Schutzschläuche oder Kantenschoner geschützt und wenn nach vorne kein wirkungsvoller Formschluss bestünde, selbstverständlich auch eine Direktsicherung gegen die Bewegungsrichtung nach vorne.
  • Bei der Bewegungsrichtung nach hinten wären wir vorsichtig bei der Verwendung der 0,5, auch wenn wir durch die Umspannungen die nötigen Mindestsicherungen schon angebracht hätten. Die Reibung ist ein sehr scheues Reh; will sagen, sie lässt sich durch vielerlei Verschmutzungen (Abrieb, Verrollen der Hölzer etc.) gerne negativ beeinflussen. Diesen Einflüssen sollte man immer mit ausreichender Ladungssicherung zuvorkommen und die Ladung auf jeden Fall am Verrutschen nach hinten durch eine Direktsicherung hindern.
  • Im vorliegenden Fall war die Ladeflächenbegrenzung nach hinten geöffnet. Die Ladung war offensichtlich zu lang. Dieses Bild des Monats beweist, dass Ladungssicherung dringend notwendig ist. Der LKW fuhr innerorts in einer wenig spektakulären Rechtskurve und trotzdem befand sich ein Verkehrsteilnehmer in Lebensgefahr. Vielleicht hilft dieses Bild dem einen oder anderen, die Ladungssicherung zukünftig etwas ernster zu nehmen; dann haben wir schon viel erreicht.

Dieses Bild des Monats beweist, dass Ladungssicherung dringend notwendig ist. Der LKW fuhr innerorts in einer wenig spektakulären Rechtskurve und trotzdem befand sich ein Verkehrsteilnehmer in Lebensgefahr. Vielleicht hilft dieses Bild dem einen oder anderen, die Ladungssicherung zukünftig etwas ernster zu nehmen, dann haben wir schon viel erreicht.

Die Ladungssicherungskolumnisten wünschen allzeit eine ladungssichere Fahrt!

© KLSK e.V.