Oktober 2019

Natur und Technik

Die Geschichte dieses Transportes ist relativ schnell erzählt. Ein Sattelkraftfahrzeug, bestehend aus Sattelzugmaschine und ausziehbarem Telesattelauflieger transportiert Stahlkonstruktionsteile. Es handelt sich um Fahrgestelle von Eisenbahnwaggons. Wichtig zu wissen ist, dass diese Stahlkonstruktionsteile niedergezurrt waren. 6- oder 7-mal. Eine dieser Niederzurrungen ist noch zu bewundern. Was auch zu bewundern ist, ist die Tatsache dass die Ladung weit über den Auflieger hinausragt und erst durch die Kabine des Fahrzeugs auf ihrem Weg nach vorne aufgehalten wurde. Auf diesem Weg nach vorne haben die Stahlteile die Pressluftleitung der Bremsanlage durchtrennt. Umgehend wurden die nachlaufenden Achsen gebremst und eigentlich hätte dann die Ladung noch weiter nach vorne rutschen müssen. Das tat sie aber nicht, denn…

Das Fahrzeug hat sich "intelligent" verhalten es hat einfach den Teil des Fahrzeuges der jetzt voll gebremst wurde stehen lassen
(Abb. 5). Dadurch ging nicht das ganze Fahrzeug in eine Vollbremsung über und vielleicht hat es dem Fahrer sogar das Leben gerettet. Der hintere Teil der Ladung lag jetzt auf der Fahrbahn und hat sich damit selbst gebremst. Auf der Abb. 2 ist der vordere Teil des Telesattels zu sehen, nachdem die Ladung schon abgeladen war.

Auf dieser Abbildung können wir die Befestigung eines Gutes bewundern.
Ob es sich hierbei um einen Krawattenknoten oder oder oder handelt, ist nicht wesentlich für die Ladungssicherung.

Wesentlich ist, dass Knoten in dieser Art und Weise keine Befestigung eines Gutes sind und auch nicht sein können.

Wie nicht anders zu erwarten, haben einige der anderen Niederzurrungen bei dem Verrutschen der Ladung nach vorne, ihren Dienst quittiert.
Da offensichtlich die Kanten nicht geschützt waren, sind sie entweder abgerissen oder regelrecht abgeschnitten worden.

Auf der Abbildung 5 sehen wir das Bild, wie es sich den Unfall aufnehmenden Beamten bot. Das hintere Fahrzeugteil steht ca. 20-30 m Gott verlassen alleine auf der Straße. Das Zugfahrzeug mit dem vorderen Teil des Aufliegers und der auf der Fahrbahn schleifenden Ladung ist ein gutes Stück alleine weitergefahren. Wie schon gesagt, dieser technische Mangel am Fahrzeug, denn auch bei Bremsmanövern sollten selbst ausziehbare Fahrzeuge eine Einheit bleiben, hat wahrscheinlich dem Fahrer das Leben gerettet. Warum sich das Fahrzeug geteilt hat wird noch untersucht und gehört nicht in den Bereich der Ladungssicherung, den wir hier beschreiben.

Resümee:

Wir haben dieses Bild Natur und Technik genannt. Die Natur steht für die Physik. Die Ladungssicherung hat gegen die hier wirkenden Verzögerungskräfte mal wieder nicht funktioniert. Und die Technik für die Tatsache, dass sich ein Teil des Fahrzeuges bei dem Vollbremsmanöver einfach verabschiedet hat. Wie schon gesagt den technischen Mangel wollen wir nicht weiter untersuchen, aber die Ladungssicherung.

Ladungssicherung:

Solche Stahlteile kann man tatsächlich durch Niederzurrungen wirtschaftlich sichern. Sie müssen nur konsequent angewandt werden, d.h. Lage für Lage und zwar so, dass sie jedes einzelne Stahlteil (sofern sie nicht schweißtechnisch miteinander verbunden sind) reibungstechnisch voneinander trennen. Die Zwischenleger sind hier flach und bohlenformatig gewählt, das bewerten wir als positiv und fordern dies natürlich auch fast bei jedem Bild des Monats. Jetzt müssen nur so viele Niederzurrungen angebracht werden bis 8000 daN an Vorspannung realisiert werden können. Selbstverständlich müssen die Kanten entsprechend geschützt werden.

Wer unsere Kolumne häufiger liest kennt unsere Vorliebe für Direktzurrungen. Die Leistungsfähigkeit eines Gurtes, einer Kette, oder eines Drahtes liegt eben nicht darin, mit Muskelkraft eine Vorspannung aufzubauen, sondern darin, im geraden Zug zum Beispiel eine LC von 5000 daN zu bieten. Die 5000 haben wir deswegen gewählt, weil diese Gurte besonders breit erscheinen und wir mutmaßen, dass sie tatsächlich 4 oder 5000 daN an Sicherungskraft bieten. Mit dieser Sicherungsart kann man mit der gleichen Anzahl von Gurten eine viel bessere Sicherung bieten. Hierbei heißt es nicht entweder oder, sondern sowohl als auch. Die gute Reibung von RH-Matten kann nur wirken, wenn eine Mindestsicherung sicherstellt, dass Vibrationen, Schwingungen etc. sie nicht stören kann. D.h. in diesem Fall wären mindestens 2 Niederzurrungen sinnvoll. Da die gute Reibung dann schon die seitliche und die Ladungssicherung nach hinten perfekt erledigt, müssen die jetzt anzubringenden Direktzurrungen nur noch gegen die Bewegungsrichtung in Fahrtrichtung vorne wirken. Wir würden sie jeweils an den beiden oberen Stahlteilen befestigen und so nach hinten führen, dass die Gurtlängen ca. gleich lang sind. Und das auf beiden Seiten.

Wird die Ladung perfekt mit RH-Material bestückt und gesichert, fehlen insgesamt noch 4800 daN (vorausgesetzt die Ladung hat 24 t) an Sicherungskraft nach vorne. Wir empfehlen insgesamt vier Direktzurrungen an den beiden oberen Stahlteilen anzubringen. Jede Direktzurrung liefert im Normalfall 2000 daN an Sicherungskraft. Somit stehen insgesamt 8000 daN an Sicherungskraft zur Verfügung. Je nach Winkel werden diese ein wenig geschwächt. Da wir diese nicht kennen ziehen wir großzügig 2000 daN ab und erhalten immer noch 6000 daN an Sicherungskraft, die diese Ladung ausreichend in Längsrichtung sichert. Jetzt gibt es Menschen die uns vorhalten, dass das untere Ladungsteil nicht ausreichend gesichert wäre. Dem halten wir folgendes entgegen:

Damit die an den beiden oberen Ladungsteilen angebrachten Direktzurrungen ihre volle Ladungssicherungskapazität ausspielen können, muss die Ladung ein kleines Stück nach vorne rutschen. Wenige Millimeter oder Zentimeter sind da meist schon ausreichend (je nach Winkel). Nachdem dieses Verrutschen geschehen ist, wirkt die komplette Sicherungskraft der Gurte. D.h. im Klartext dass die beiden oberen Stahlteile mit ihrem Gewicht auf dem untersten lasten und durch die Direktzurrungen gehalten werden. Jetzt müsste das untere Ladungsteil zwischen der Ladefläche und den oberen Ladungsteilen herausrutschen. Da diese aber mit ihrer Masse und der Reibung auf das untere Ladungsteil drücken und gleichzeitig durch die Direktzurrungen gehalten werden, sichern sie das untere Ladungsteil mit. Dazu kommen noch die Vorspannung der Mindestsicherungen und die Vertikalanteile der jetzt voll gespannten Direktzurrungen.

Im vorliegenden Fall spielt die letzte Beschreibung aber keine Rolle, da die vier Ladungsteile alle durch Profileisen miteinander verschweißt waren (auf den Fotos 1 und 5 zu erkennen).


Die Ladungssicherungskolumnisten wünschen allzeit eine ladungssichere Reise.

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