Mai 2019

Schief gegangen!

Wenn ein Bild des Monats mit Krankenwagen und Notarzt beginnt, dann ist in der Tat etwas schief gegangen. Als Ladungssicherungskolumnisten liegt uns jegliche Sensationsgier und Effekthascherei fern, und wir fühlen uns verpflichtet den Sachverhalt so klar und so sachlich wie möglich darzustellen. Sobald Personen zu Schaden gekommen sind, ist jeglicher Sarkasmus fehl am Platze. Aus unserer Sicht ist es aber wichtig zu zeigen, dass die mangelnde Ladungssicherung auch zu lebensgefährlichen Unfällen führen kann und das auch tut, wie in diesem Fall, in dem der Fahrer des betroffenen Fahrzeugs schwer verletzt, aber mit dem Leben davongekommen ist.

Die Zerstörungen an dem Transporter sind erheblich. Die A-Säule ist nahezu abgerissen, gut vorstellbar welche Gewalt hier auf dieses Fahrzeug eingewirkt hat.

 

Wir wollen Sie nicht länger auf die Folter spannen und das Geheimnis lüften. Es ist wieder mal Stahl, aber dieses Mal ein ganz besonderer. Es sind Baustahlmatten die sich extrem schwer sichern lassen. Ihr Reibbeiwert liegt zwischen μ = 0,1 und 0,2, ihre Flexibilität hat schon manchen zur Weißglut gebracht, denn eine Vorspannung lässt sich nicht aufbauen und just in dem Moment, in dem man meint eine Vorspannung erreicht zu haben, bricht ein Steg und die Vorspannung ist wieder dahin. Die Ladung ist sehr voluminös und im Endeffekt auch schwer. Schwer bedeutet immer viel Ladungssicherung, aber diese Ladung stellt jeden Kraftfahrer und vor allen Dingen die Verlader vor schier unlösbare Probleme.

Unschwer zu erkennen ist, dass der letzte Stapel Baustahlmatten das Fahrzeug in einer Rechtskurve linksseitig verlassen hat. Die Niederzurrungen haben erst dann gehalten als sie mehr oder weniger zu Direktzurrungen geworden waren, denn die Ladung hängt wie in einem Beutel in den Gurten. Die Tatsache, dass unter den Baustahlmatten noch eine Runge hervorschaut ist kaum mehr als eine Randbemerkung wert, denn diese Rungen hatten keinen formschlüssigen Kontakt zur Ladung und, wie das nächste Bild zeigen wird, begann die Belastung auf ca. anderthalb Meter Höhe. Wenn die Sicherungskapazität (LC) eine Runge in 10 cm Höhe über der Ladefläche 3.000 daN beträgt, dann beträgt sie in einer Höhe von 1,5 m nur noch 100 oder vielleicht 200 daN. Hat dann die Ladung noch die Möglichkeit "Anlauf zu nehmen", ist die Wirkung dieser Rungen nur noch Makulatur und für uns tatsächlich nur noch eine Randbemerkung wert.

Auf der Abbildung 5 sieht man sehr gut, dass hier versucht wurde gewissenhaft vorzugehen. Offensichtlich kannte man seine Ladung sehr gut und hat jeden Stapel mit immerhin 3 Niederzurrungen gesichert. Das nicht alle Haken perfekt eingehangen waren, wollen wir bei diesem Bild des Monats nicht weiter würdigen, denn es hat keinen Einfluss auf den Unfall gehabt. Sehr gut zu sehen ist, dass die letzte noch stehende Runge an ihrem äußersten oberen Ende belastet wird, denn dort hat sich schon der 2. Stapel der Ladung in Richtung linker Fahrzeugseite in Bewegung gesetzt.

Auch wenn das Bild ein wenig unterbelichtet ist zeigt es doch sehr gut, dass die Ladung formschlüssig geladen wurde, welches wir ausdrücklich lobend erwähnen wollen. Obwohl es sich bei diesem Fahrzeug um ein Code XL-Fahrzeug handelt (siehe Abbildung 3) wurde die Stirnwand zusätzlich durch Diagonalzurren entlastet. Auf der Abbildung 5 ist zu sehen, dass für diese Entlastung separate Ladungssicherungspunkte so angebracht wurden, dass die Kraft optimal fließen und auch gut in das Fahrzeug eingeleitet werden kann. Diesbezüglich wurde hier viel richtig gemacht.

Ladungssicherung:

Da die Reibung der Baustahlmatten minimal ist, ihre Masse aber relativ hoch, scheidet die Niederzurrung als Sicherungsmöglichkeit aus. Sie scheidet sogar aus zwei Gründen aus, denn aufgrund der Struktur der Matten kann keine nennenswerte und dauerhafte Vorspannung aufgebaut werden und aufgrund der schlechten Reibung wären mindestens 80% der Vorspannung für die Katz.

Als wirkungsvolle Ladungssicherung ist auch hier ausschließlich eine formschlüssige zu empfehlen. Siehe Lösungen von Foto des Monats Sep. 2016


Diese Abbildung zeigt ein speziell für den Transport von Baustahlmatten hergerichtetes Fahrzeug. Im vorderen Bereich ist zu erkennen, dass die Rungen in sogenannten Rungen-Steckleisten variabel einsetzbar sind. Sollten schmalere Baustahlmatten transportiert werden, ist es mehr als sinnvoll, wenn die Rungen ebenfalls nach innen versetzt werden können, so dass der Baustahlmattenstapel gar nicht die Möglichkeit hat anzuheben um mit Schwung in die Runge zu "fallen". Dies wird auf diesem Foto auch durch die direkt in die Baustahlmatten eingehängten Zurrgurte verhindert. Diese werden hier optimalerweise auf einer Winde vorgespannt.

Auf der Abbildung 5 sieht man am Winkel der Niederzurrungen, dass diese Baustahlmatten ausschließlich in der Mitte über Querstege verfügen. Entweder müssen solche Baustahlmatten um 90° versetzt geladen werden, oder die Rungen müssen so weit in die Mitte gesetzt werden können, dass die Querstege der Baustahlmatten direkt an den Rungen anliegen.

Eine weitere Sicherungsmöglichkeit wird in der VDI-Richtlinie 2700 Blatt 11 beschrieben.

Ihre Ladungssicherungskolumnisten wünschen allzeit ladungssichere Fahrt

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