Dezember 2018

Ei Ei oder Absorberladung

Bei diesem Titel erwartet man eigentlich eher ein Bild des Monats was in der Jahreszeit vor Ostern erscheint. Da es sich bei diesem Bild des Monats aber weder um bunte Ostereier handelt, noch um den Osterhasen daselbst, sondern um Ladung die entsprechend verformt wurde haben, wir uns gedacht, dass dieser Titel auch in der beginnenden Vorweihnachtszeit durchaus akzeptabel erscheint. Wir hoffen hierfür auf die Zustimmung unserer Leser.

Schaut man sich diese Stirnwand genauer an, fällt einem die Ausbeulung auf und die schräg gestellte Stirnwandstütze (da wir keine Fahrzeugbauer sind, kennen wir den Fachbegriff für dieses Bauteil nicht). Irgendjemand, oder irgendetwas hat diese Stirnwand von innen nach außen gebogen. Regelmäßige Leser unserer kleinen Kolumne können sich schon denken, dass es sich hierbei um die Ladung handelt, warum sollten wir es denn sonst ansprechen. Und richtig…

Der Blick auf die Ladefläche, von der rechten Fahrzeugseite, gibt Aufschluss über denjenigen bzw. dasjenige, welches von innen die Stirnwand verformt hat. Es handelt sich um eine Ladung von 25,8 t Spaltbändern, die aufs Skids geladen und mit Stahlbändern darauf befestigt waren. Das Ladungssicherungsmaterial zeichnet ein sehr uneindeutiges Bild Wir sind nicht recht schlau daraus geworden. Manche Gurte scheinen abgerutscht zu sein, wieder andere glänzen durch Abwesenheit und zum Beispiel der an der 2. Ladeeinheit von vorne scheint vorbildlich zu sitzen. Dass es sich hierbei um Niederzurrungen handelt sei nur am Rande erwähnt.

Leider kennen wir die zeitliche Abfolge der Fotografien nicht ganz genau. Wir wissen aber, dass dieses Fahrzeug auf einem Parkplatz von der belgischen Polizei vorgefunden wurde, und der Fahrer damit beschäftigt war, die Ladung "nachzusichern". Dadurch ist auch das uneinheitliche Bild der Ladungssicherungsmaßnahmen auf der Abbildung 2 zu erklären.

Lange Rede kurzer Sinn, es handelt sich um eine Ladung Spaltbänder, die ursprünglich nach den Maßgaben der Lastverteilung auf dem Fahrzeug geladen waren. Überwiegend befanden sich die Spaltbänder im "Entenmarsch" auf der Ladefläche. Nur etwas weiter hinten wurde einmal ein Viererblock geladen. Die letzte Ladeeinheit wurde wieder Solitär platziert. Leider ist nicht überliefert, warum das Fahrzeug bremsen musste. Fakt ist aber, dass es sich nicht um einen Unfall durch Kollision handelt, sondern nur um eine starke Bremsung. Diese muss in der Geradeausfahrt erfolgt sein, denn die Ladung ist mehr oder weniger symmetrisch auf dem Fahrzeug nach außen verrutscht.

Der Gurt, der auf der Abbildung 3 im Vordergrund so traurig und alleine herumliegt, wurde von seiner Ladeeinheit verlassen, sie hat sich ungefähr anderthalb bis 2 m nach vorne bewegt. Die Ladung ist, angeregt durch die Beschleunigung relativ zur Ladefläche, insgesamt nach vorne gerutscht, stieß an der Stirnwand an, aber diese leistete vehement Widerstand. Diesen Widerstand haben die, von hinten aufgelaufenen Spaltbänder, zu spüren bekommen. Teilweise wurde die Bewegungsenergie durch eigene Verformung der Ladung absorbiert und teilweise musste die Energie an die weiter vorne rutschenden Kollegen weitergegeben werden.

Die paarweise geladenen Skids rutschten auf eine mehr oder weniger feste "Ladungssäule" auf, die sich an der Stirnwand abstützte, sodass sie seitlich ausweichen musste. Jeder auf seine Seite und das fast symmetrisch. Dadurch landeten sie in der Plane, den Einsteckbrettern und den Rungen, die ihrerseits mit Verformung antworteten. Da die gesamte Ladung niedergezurrt war, war nicht eine einzige Ladeeinheit mehr da wo sie eigentlich hingehört hätte. Vielmehr sind die Niederzurrungen zwischen die Ladeeinheiten gerutscht und haben sich dort, von einer unsinnigen Niederzurrungen in eine sinnvolle Direktzurrung verwandelt (zumindest teilweise). Wir wollen jetzt nicht so weit gehen zu behaupten, dass sich frei bewegliche Ladung selbst intelligenter sichert, als dies das verladende Unternehmen (ein deutsches im Übrigen) und der Fahrer getan haben. Wir halten dies für reinen Zufall.

Auf der Abbildung 4 ist schön zu sehen, dass die Ladung 1. seitlich ausgewichen ist und 2. sich die Ladung verformt hat. Erwartungsgemäß ist das vordere Paar der beiden im Doppelpack geladenen Ladeeinheiten deutlich kräftiger seitlich ausgewichen, als das dahinter geladene. Die Energie die die Ladung nicht selbst durch ihre Verformung absorbieren konnte, hat sie an verformender Arbeit an die Einsteckbretter, Plane und die Rungen weitergegeben.

Die Abbildung 5 ist namensgebend für dieses Bild des Monats, denn diese Ladung hat, intelligent wie sie nun mal ist, unglaublich viel Energie durch die eigene Verformung zum "Ei" aufgenommen. Durch diese Verformung wird es wohl schwer sein den Kunden zur Abnahme dieser Ladung zu bewegen. Wir befürchten dass die ganze Ladung zurückgewiesen wird und zumindest neu gewickelt werden muss. Vielleicht muss sogar ein Teil in den Schrott. Hoffentlich wird nicht nur der arme Fahrer dafür gescholten. Hoffentlich fasst sich der verladende Betrieb auch an die eigene Nase.

© KLSK e.V.