Februar 2018

Speckaale

Keine Angst liebe Leser, wir schreiben keinen Text zu einem Fischtransport.

Der Ausdruck „Speckaale“ kommt aus dem Hafenbetrieb und beschreibt sinnbildlich die Schwierigkeiten, die man mit geölten Rohren haben kann. Sie sind sehr rutschig im Handling und schwierig zu handhaben, da sie leicht vom Gabelstapler oder aus dem Anschlaggeschirr rutschen können. Daher müssen sie mit besonderem Aufwand und vorsichtig gehandhabt werden. Gleiches gilt natürlich auch für die Ladungssicherung, wo wir schon wieder bei unserem Lieblingsthema wären. Eine Gesamtladung Stahlrohre, die offensichtlich dickwandig sind, denn diese paar Rohre auf diesem Trailer haben immerhin eine Masse von 25,6 t. Die Menge der Niederzurrungen konnte nicht genau ermittelt werden. Wir schätzen aber, dass doch immerhin 10 – 12 Niederzurrungen verwandt wurden. Die Rohre sind zu 3er Bündeln mittels Stahlband zusammengefasst. Ob es sich bei den weißen Schlingen um Hebebänder handelt, die zum schnelleren und besseren Handling gleich an den Rohren belassen wurden, entzieht sich unserer Kenntnis. 

Auf der Abb. 2 sehen wir die uns inzwischen sehr „vertraute“ Ladelücke zur Stirnwand. Eine Verladung, die eigentlich gar nicht vieler Worte bedarf, denn sie erfüllt wieder fast alle Klischees:

  • Es wurde die Niederzurrung gewählt, die auf der Reibung basiert. Da fragen wir uns doch gleich, was man sich dabei gedacht hat. Immerhin handelt es sich um geölte Rohre. RH-Material war auf dem ganzen Fahrzeug Fehlanzeige, ergo wurde hier über die Art der Ladungssicherung nicht sonderlich intensiv nachgedacht.

  • Die Ladelücken zeugen wiederum (um es vorsichtig auszudrücken) von Gleichgültigkeit. 25,6 t Stahlrohre, die auch noch Anlauf auf die Stirnwand nehmen können, das ist alles andere als sportlich, sondern ein Spiel mit der eigenen Sicherheit. Hierbei sei an die Bilder des Monats Mai 2014 und Februar 2003 erinnert.

  • Die Winkel der Ladungssicherungsmittel liegen zwischen 30 und 45 Grad. Bei einer Niederzurrung kommt es vorwiegend auf den vertikalen Anteil der Niederzurrung an. Bei einem Winkel von 30 Grad (30 x Sinus) verbleiben gerade noch 50 % der Vorspannung als Vertikalanteil und bei 45 Grad sind es nur 70 % der Vorspannung, die in vertikaler Richtung wirken. Das heißt, dass in dem einen Fall 30% und in dem anderen Fall 50% der manuellen Arbeit für die Katz sind. Einfach nur weil der Winkel ungünstig ist.

Bei einer derart klischeehaften Beladung ist es schon fast gesetzt, dass quadratische Unterleghölzer verwandt wurden und keine rechteckigen. Ein besonderes Bonbon an dieser Stelle sind auf der Abb. 3 die vielen weißen Punkte auf der Ladefläche. Diese weißen Punkte sind Kunststoffgranulat, welches bei der Ladungssicherung wie Erbsen bei den Heinzelmännchen wirken kann. Hier kann ein Besen Wunder wirken oder eben genau andersherum. Wird der Besen nicht benutzt, geht die Reibung zusätzlich verloren. Vielleicht hat man sich aber gesagt, „wenn ich schon eine schlechte Reibung zwischen geöltem Stahl und sägerauem Holz habe, dann brauche ich die Ladefläche auch nicht mehr zu fegen, denn die Reibung ist ja zwischen Holz und geöltem Stahl noch deutlich schlechter“.

Um im Klischee zu bleiben: Das Fahrzeug scheint häufiger Stahl zu transportieren und so ist das Ladungssicherungsmaterial auch in einem durchaus bemerkenswerten Zustand. Abgerissene Haken werden kreativ durch Knoten ersetzt, wie auf der Abb. 4 zu sehen. Abb. 4a zeigt Ratschen die so angebracht sind, dass sie auf Verbiegen belastet werden, und die Abb. 4b zeigt uns, dass dieser Gurt zumindest irgendwann mal einen Anhänger gehabt hat, der so Gott will eine Information darüber enthalten hat, wie der Gurt zu belasten ist. Ganz nebenbei ist auch hier eine Schnittstelle zu entdecken, die zu mindestens die Frage aufwirft, ob dieser Gurt denn noch seiner Aufgabe gerecht werden kann. Schadhafte Stellen wurden einige gefunden, aber u. a. auch mehrere Ratschen, die über verbogene und zerstörte Griffe und Hebel verfügten.

Wie ist eine derartige Ladung richtig zu sichern?


Zuerst fegen wir die Ladefläche, bis auch der letzte weiße Krümel der Entsorgung zugeführt werden kann. Dann versorgen wir uns mit bohlenförmigen Hölzern als Unterleger, die wir von unten und von oben mit RH-Material belegen. Die Stirnwand wird großzügig mit dicken Bohlen oder Vierkantbalken vor der Rohrladung „geschützt“, und die Last wird dadurch für die sensible Stirnwand erträglich verteilt. Die Rohre werden direkt an die Stirnwand herangeladen, damit Formschluss besteht. Vor Beginn der Beladung des Fahrzeuges haben wir uns darüber informiert, welche Kraft die Stirnwand aufnehmen kann – sind es 5.000 oder 13.500 daN. Die Rohrpakete, die im hinteren Bereich des Fahrzeuges geladen wurden, werden entweder formschlüssig an die davor geladene Ladung herangeladen oder es muss eine relativ aufwendige Zwischenstirnwand gebaut werden. Diese kann z. B. aus 4 – 5 übereinander gestapelte Vierkantbalken bestehen und muss nach der formschlüssigen Beladung mindestens an 2 Stellen symmetrisch durch Umspannungen abgefangen werden. Damit dies möglich ist, werden diese Vierkantbalken auf längs untergelegte Holzreste, die so hoch wie die bohlenformatigen Unterleger sind gestapelt, damit die Gurte unter der künstlichen Stirnwand hindurchgeführt werden können.

Besonders praktisch für solche Transporte sind natürlich Fahrzeuge die über gesonderte Einrichtungen für den Stahltransport verfügen. Das können Einsteckhülsen für Rungen sein, die dem Transporteur die Möglichkeit geben, sehr flexibel auf unterschiedliche Ladungen zu reagieren. In diesem Fall könnte aus einer ganzen Reihe von eingesteckten Rungen eine künstliche Stirnwand hergestellt werden.

Bei der Ladungssicherung empfehlen wir selbstverständlich Umspannungen, die einmal eine hervorragende Sicherung zur Seite gewährleisten und genau den gleichen Niederzurreffekt bringen wie die angewandten Niederzurrungen, die auf den Bildern zu erkennen sind. Das oben aufgepackte Paket würden wir entweder durch Direktsicherungen abfangen oder, sofern es die Lastverteilung zulässt, seitlich neben den anderen Rohren platzieren, um es ebenfalls formschlüssig gegen die Stirnwand zu laden. Sollte die Stirnwand nicht ausreichend Sicherungskraft zur Verfügung stellen, müssen die dort zur Lastverteilung liegenden Balken noch zusätzlich durch Umspannungen abgefangen werden.

Wie immer ist die Ladungssicherung kein Hexenwerk. Man muss nur ein wenig logisch überlegen und die „Intelligenz“ des Ladungssicherungsmaterials nutzen. Diese liegt fast immer in der direkten Nutzung desselbigen. Die Niederzurrung erzielt ihre Wirkung fast ausschließlich aus der Vorspannung und stammt aus der Muskulatur des Anwenders. Da erscheint es uns besser die Festigkeit des Materials zu nutzen und damit ggf. eine Katastrophe zu vermeiden.


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