November 2017

Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt oder ...

.. Wenn der Anhänger mit dem Zugfahrzeug wedelt

Auf unserer 1. Abbildung sehen wir eine harmlose Rechtskurve, die bis auf das Warndreieck, das am rechten Fahrbahnrand steht und etwas Ladung, die im Hintergrund zu sehen ist, nichts Besonderes aufweist.

Es trug sich zu, dass ein Transporter mit einem 6 m langen Anhänger durch diese Kurve fuhr und das Ergebnis sieht man schon sehr deutlich auf der Abbildung 2. Die Ladung des Anhängers rutschte durch eine Bushaltestelle an der vor 10 Minuten noch eine gute Handvoll Kinder auf den Bus gewartet hatte. Gott sei Dank ist der Bus vor dem Unfall gekommen und hat die Kinder mitgenommen. So blieb dieser Unfall für Menschen ohne Folgen. Ganz ohne Folgen wahrscheinlich nicht, denn zumindest der Fahrer des Transporters wird sich zumindest ein paar Beulen bei dem Unfall zugezogen haben. Was war passiert?

Das Fahrzeug ist mit wahrscheinlich ortsüblicher Geschwindigkeit durch die Kurve gefahren. Der Anhänger hat sich wahrscheinlich derartig schnell aufgeschaukelt, dass der Fahrer ihn nicht mehr in den Griff bekommen konnte. Der Hänger ist nach links umgekippt. Seine Ladung hat er wie schon erwähnt in Richtung Bushaltestelle entladen. Zusammen ist die Ladung mit Anhänger vom Kreuzungsbeginn bis hinter die Bushaltestelle gerutscht und zu guter Letzt hat der Anhänger noch das Zugfahrzeug mit umgerissen.

Die Ladung, bestehend aus Wand- und Giebelteilen eines Holzhauses, hat schon im Kreuzungsbereich den Boden berührt und kurz vor der Bushaltestelle massive Berührungspunkte mit dem ca. 40 cm hohen Mäuerchen bekommen. Die Schleif- und Kratzspuren auf der Straße sowie am Kantstein zeugen von erheblicher physischer Arbeit.

Auf der Abbildung 5 sehen wir den Anhänger mit den Wand- und Giebelteilen beladen auf der Seite liegen.

Der Versuch einer Analyse:

Die Ladung war auf dem Anhänger, stehend an einen A-Bock lehnend geladen. Der A-Bock war nicht mit dem Anhänger fest verbunden. Unter dem A-Bock und unter der Ladung befanden sich keine reibungserhöhenden Materialien und die Ladung war mit mehreren Gurten niedergezurrt. Da wir anhand des vorhandenen Materials nicht mehr sagen können, ob Formschluss nach vorne bestand, alles in Allem sinnvoll und gut gesichert war, beschränken wir uns diesen Monat auf die Analyse der Unfallursache. Wir nehmen mit höchster Wahrscheinlichkeit an, dass sich der Anhänger aufgeschaukelt hat. Dies kann passieren, wenn der Anhänger unsymmetrisch beladen ist. Je höher der Schwerpunkt und insbesondere je weiter der Schwerpunkt der Ladung nach hinten verlagert wird, desto katastrophaler sind die Auswirkungen für das Fahrverhalten des Gespannes. An dieser Stelle erlauben wir uns, Ihnen 3 Links anzudienen, die jeder für sich eindrücklich vermitteln, wie sensibel Anhänger auf ungleiche Lastverteilung reagieren. Insbesondere für den Fall, dass der Gesamtschwerpunkt der Ladung deutlich hinter der Achse oder den Achsen geladen ist, kommt es recht spontan zum Aufschaukeln des Anhängers. Der ausschlaggebende Punkt kann die Kurvenfahrt gewesen sein, denn wie in den Filmen zu sehen, bedarf es ggf. einer externen Anregung, die sich dann potenzieren kann.

                                                  Film 1  [ADAC 2017]

                                                  Film 2  [KCK ANWB]

                                                  Film 3  [Der Solinger]

Somit ist der Ratschlag, den wir diesen Monat erteilen, nicht nur an Gespannfahrer von Transportern, PKW und Anhänger, sondern natürlich auch an Sattelzugmaschinen mit Trailern und großen Gespannen, ihre Ladung nach dem Lastverteilungsplan zu sichern. Ein Anhänger, dessen Ladung möglichst tief und gleichmäßig über den Anhänger selbst verteilt ist, wird, bei technisch einwandfreiem Zustand sauber hinter dem Zugfahrzeug her spuren.

Für diesen Fall würde es bedeuten, dass man sehr genau berechnen muss, welches Gewicht an welcher Stelle des Anhängers geladen wird und wenn die Ladung zu weit nach hinten aus dem Anhänger herausschauen muss, sollte diese Ladung bei einem 2. Transport so geladen werden, dass der Schwerpunkt mittig auf dem Anhänger positioniert werden kann. Können diese Voraussetzungen nicht erfüllt werden, sollte dringend ein anderes Fahrzeug geordert werden.

Die Ladungssicherungskolumnisten wünschen allzeit eine sichere Fahrt!

© KLSK e.V.