Dezember 2016

Ro-Ro-Beton

Die Überschrift dieses Bildes des Monats weist etwas in die Irre. Die Abkürzung Ro-Ro steht bekanntlich für Roll on - Roll off und in der Regel für rollenden Ladung im Zusammenhang mit Schiffen. Dem ist in diesem Monat nicht so! Wir haben uns diesen Titel für dieses Bild des Monats gewählt, weil hier die Gefahr besteht, dass dieser Beton nach vorne weg rollt:

Eines unserer Lieblingsthemen wird bei diesem Bild des Monats zum Hauptthema. Denn der Verlader, der dieses Fahrzeug beladen und den Fahrer mit derart unzureichender Ladungssicherung in den Verkehr entlassen hat, gab sich geradezu besonders viel Mühe, unsere roten Ampeln möglichst gleich doppelt zu überfahren.

Nachdem wir uns davon überzeugt haben, dass keinerlei Formschluss zur Stirnwand bestand, wollen wir sofort zu Abbildung 3 übergehen:

Hier sieht man, was nach mehreren hundert Bildern des Monats inzwischen zu unserem "Hobby" geworden ist: Quadratische Unterleger!

Quadratische Unterleger nicht nur in Reinkultur, sondern auch noch gestapelt. Ein Unterleger alleine ist schon schlimm genug, aber dieser Stapel wäre auf jeden Fall ins Rollen gekommen. Die Unterleger weisen zudem unterschiedliche Querschnitte auf, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht durch Schrauben oder irgendwelche anderen Verbinder fest zu einer Einheit verbunden wurden - was in diesem Fall durch die Stapelung allerdings auch kaum etwas gebracht hätte.

Kommen wir zur Sache: Unterleghölzer mit quadratischem Querschnitt neigen zum Verrollen. Wer das nicht glaubt, möge ein solches Vierkantholz auf den Boden legen und mit dem Fuß dagegen treten. Dieses Stückchen Holz rollt fantastisch. So auch auf der Ladefläche.

Wird bei dieser Art von "Ladungssicherung", die ausschließlich aus Niederzurrungen besteht, eine Bremsung durchgeführt, würde irgendwo ein Unterleger zu rollen beginnen. Die schönen hohen Stapel würden durch das Rollen ihre Höhe verlieren und damit die sowieso schon lausige Niederzurrung komplett ihre Wirkung verlieren. Dadurch wäre diese Ladung, die wahrscheinlich ein Gewicht von etwa 20 bis 24 Tonnen hat, fast vollkommen ungesichert auf der Ladefläche und hätte sich umgehend in Bewegung gesetzt.

Ganz nebenbei sei bemerkt, dass die hier gezeigte Niederzurrung mit einem Gurt vorgenommen wurde, der wahrscheinlich nicht nur einmal, sondern bereits mehrfach ablegereif ist. Das soll aber bei diesem Bild des Monats eine reine Nebensache sein.

Auch ganz am Fahrzeugende, wo es zuerst nach einem bohlenformatigen Unterleger ausgesehen hatte, sieht man, dass im unteren Bereich zwei quadratische Hölzer liegen und oben drauf ein drittes mit anderen Kantenlängen. Auch unter der Ladung liegt, wie nicht anders zu erwarten, quadratisches Holz:

Einen besonderen Leckerbissen zu diesem Weihnachtsfeste möchten wir Ihnen mit der Abbildung 6 präsentieren:

Ein Ladegestell aus miteinander verschweißten Stahlträgern weist darauf hin, dass mit diesem Fahrzeug häufiger Beton transportiert wird. Oben auf dem Ladegestell hat man sehr kunstvoll zwei Vierkantbalken übereinander gestapelt und zum Rolleffekt noch einen perfekten Kippeffekt hinzu zugefügt, um ganz sicher zu sein, dass sich die Vorspannung dieser Niederzurrung nach der ersten Bewegung auch wirklich von selbst erledigt.

Die Abbildung 7 sei nur der Vollständigkeit halber mit hinzugefügt, um zu zeigen, dass man sich auch um die Reibung zwischen Ladegestell und Ladefläche keinerlei Gedanken gemacht hat:

Wie kann man derartige Ladungen richtig sichern?

Diejenigen, die unserer Kolumne schon gut kennen, wissen, was jetzt kommt: Zuerst brauchen wir Unterleger, die ein bohlenförmiges Format aufweisen! Diese Unterleger kann man dadurch produzieren, dass man zwei quadratische Unterleger mit belastungsfähigen Bolzen miteinander verbindet und möglichst beide Seiten noch mit RH-Material belegt.

Um die Ladungssicherung zur Seite in den Griff zu bekommen, wird aufgrund der guten Reibung zwischen Beton und sägerauem Holz sowie der Ladefläche RH-Material gelegt.

Wahrscheinlich würden zwei Niederzurrungen ausreichen. Wir empfehlen aber selbstverständlich vier Umspannungen, um aus der guten Ladungssicherung eine sehr gute zu machen. Bei der Ladungssicherung nach vorne setzen wir voraus, dass unter dem Ladegestell, genauso wie zwischen und über den bohlenformatigen Unterlegern, RH-Material gelegt wird, so dass wir hier von einer Reibung von 0,6 ausgehen können. Da wir nicht genau wissen, um welche Art von Beton es sich hier handelt, gehen wir bei der Reibung Beton auf Beton "nur" von einer Reibung von 0,5 aus.

Bei der Berechnung der Restsicherungskraft nach vorne kann bei dem untersten Betonwand- oder Deckenteil mit einer Reibung von 0,6 gerechnet werden. Im vorderen Bereich ist dann nur noch für das obere Betonwand- oder Deckenteil eine Reibung von 0,5 zu errechnen und beim hinteren Ladungsstapel für die restlichen oberen Betonteile ebenfalls mit einer Reibung von 0,5.

Alles im allem reicht pro Doppelstapel jeweils eine Umspannung nach vorne, um die notwendige Sicherungskraft aufzubringen. Selbstverständlich müssen die Gurte durch Schutzschläuche, Kantenschützer oder dergleichen adäquat vor dem scharfkantigen und abrasiven Beton geschützt werden.

Da wir die Betonstapel durch Umspannungen gesichert haben, muss die Sicherung in Längsrichtung nicht unbedingt genau mittig liegen, da die Umspannungen ein Verdrehen und Verkippen der Ladung in Querrichtung verhindern.

Um es noch einmal zu unterstreichen: In Längsrichtung brauchen wir drei Direktsicherungen, die den vorderen Stapel, den oberen hinteren Stapel und den unteren hinteren Stapel jeweils stirnseitig umfassen. Damit ist eine exzellente Ladungssicherung in alle Bewegungsrichtungen erfolgt.

Wir wünschen unseren Lesern nicht nur eine besinnliche Adventszeit und ein frohes Fest, sondern auch allezeit eine ladungssichere Reise.

© KLSK e.V.