Januar 2014

Schutzengel in Sachsen

Wenn wir uns die folgenden Fotos ansehen, dann erkennen wir, dass ein Schutzengel in der Nähe gewesen sein muss. Anders kann man das Glück des Fahrers kaum erklären.

Was ist passiert?

Sehen wir uns die Ladung auf dem Lkw an. Vorn links stehen übereinander zwei Barillen (Gestelle) mit Stahlstützen (siehe Abb. 7). Stützen und Trägergestelle sind mit Stahlbändern zu Ladeeinheiten zusammengebunden.

Vorne rechts liegen Schalplanken, die auch mit Stahlbändern zusammen gefasst sind

So weit so gut.

Aber wie sind diese Ladeeinheiten auf dem Fahrzeug festgemacht?

Gar nicht!

Sie stehen auf der leicht verschmutzten Ladefläche, ohne dass Zurrmittel oder rutschhemmende Materialien verwendet wurden.

Das Fahrzeug ist zwar mit stabilen Bracken ausgerüstet, jedoch fehlte der Formschluss, zumindest nach vorn und nach hinten.

Was führte nun dazu, dass die Stahlstützen nach vorn rutschten und das Heckfenster am Führerhaus durchstießen?

Nach Übermittlungen der bearbeitenden Polizei hat der Fahrer geäußert, dass er sich auf einer Rechtsabbiegerspur einer Lichtzeichenanlage genähert hat, als diese von Grün- auf Gelblicht wechselte. Er habe sein Fahrzeug dann etwas stärker abgebremst und die Ladung sei an ihm vorbei auf die Fahrbahn und zum Teil ins Führerhaus gerutscht.

Es spricht einiges dafür, dass der Fahrer sein Fahrzeug nicht bis zum Stillstand abgebremst, sondern seinen Abbiegevorgang weiter durchgeführt hat.

Auf dem Anhänger befanden sich mehrere, mit Stahlbändern zu einer Ladeeinheit zusammengefasste Schalungselemente.

Zwei Pakete rutschten trotz untergelegter Antirutschmatte und Niederzurrung mit Zurrgurten nach vorn bis auf das Zugfahrzeug. Ein Paket stieß gegen die oben stehende Barille, und schob somit das obere und untere Gestell soweit nach vorn, bis zwei Stahlstützen durch die Heckscheibe drangen. Eine stoppte an der Kopfstütze des Fahrers und eine andere rutsche ein Stück an der Kopfstütze und an dem Kopf des Fahrers vorbei. Hier hatte der Schutzengel offensichtlich alle Hände voll zu tun!

Stützen des unteren Gestells bremsten das Gesamtpaket, nachdem es vor Kanthölzer stieß, die an der Stirnwand gelagert waren.

Das zweite Paket mit Schalplanken rutschte nach links von der Ladefläche und stürzte auf die Fahrbahn, in den Bereich einer Fußgängerfurt.

Die Fahrbahn wurde dabei leicht beschädigt.

Der Schutzengel sorgte dafür, dass sich gerade keine Fußgänger oder andere Verkehrsteilnehmer in der Nähe befanden.

Auf der Abbildung 8 ist gut zu erkennen, dass ein Paket, welches sich zuvor auf dem Anhänger befand, jetzt auf dem Zugfahrzeug liegt.

Auf dem Anhänger, der keine Stirnwand besitzt, ist eine Planke auf dem Fahrzeug verblieben (Abb 9). Die Schalungsplanken waren folgendermaßen befestigt:

Unter der untersten Planke stehen als Stapelhilfe zwei hochkant gestellte Kanthölzer. Diese haben eine Nut. Mit dem Stahlband, das sicher in der Nut geführt wird, sind diese Hölzer mit einem Stapel von acht Planken zu einer Ladeeinheit zusammengefasst. Auf dieser Ladeeinheit lag ein weiteres, ebenso verbundenes Paket.

Direkt auf der Ladefläche liegen Antirutschmatten. Daher ist auch zu erklären, warum die unterste Planke nach der Bremsung auf dem Anhänger liegengeblieben ist.

Die Ladung auf dem Anhänger (insgesamt ca. 11.000kg) war überall mit Antirutschmatten unterlegt und niedergezurrt.

Da jedoch keine Zurrpunkte auf dem Anhänger verbaut waren, mussten die Gurtenden am Rahmen befestigt werden. Insgesamt wurden 7 Gurte verwendet, die eine STF von 350daN aufwiesen

Durch das Unterlegen der Antirutschmatten sollte eine Reibung von μ=0,6 vorhanden sein. Leider wirkt diese Reibung nur an der untersten Stelle, dort wo die Antirutschmatten liegen.

Unter dem oben aufgestellten Paket befanden sich keine Antirutschmatten, daher ist hier auch nur ein Reibwert von etwa μ=0,2 vorhanden.

Nach dem oben beschriebenen Ladungsverlust waren keine Stahlbänder mehr an der Ladung. Alle waren gerissen. Denkbar ist, dass das obere Paket aufgrund der geringeren Reibung ins Rutschen kam und die Bänder des unteren Paketes dabei zerrissen und dann ebenfalls nach vorn gegen das Zugfahrzeug, bzw. auf die Fahrbahn fielen.

Im hinteren Bereich des Anhängers steht die Ladung noch so, wie sie verladen wurde.

Nicht alle Unterlegbalken sind gleich. Auf diesem Foto wurde ein Doka-Träger als Unterlage verwendet. Wie kann man eine solche Ladung verkehrssicher verstauen?

  • Ladung möglichst formschlüssig gegen an die Stirnwand stellen
  • Ist das nicht möglich, dann Leerräume mit Paletten, Gitterboxen oder Ähnlichem ausstatten
  • Reibung immer mit RH-Matten erhöhen; und zwar unter der Ladung und zwischen den einzelnen Ladeeinheiten
  • Ladeeinheiten unbedingt auf Festigkeit überprüfen (eventuell durch Prüfung eines Sachverständigen zertifizieren lassen)
  • Nur zum Transport von Gütern geeignete Fahrzeuge verwenden (Zuladung / Zurrpunkte)

 

Im vorliegenden Fall sollte man zusätzlich die Stirnwand erhöhen, oder zumindest das Fenster des Führerhauses vergittern. Gibt es auf dem Zugfahrzeug keine Zurrösen, dann sollte unbedingt eine Nachrüstung erfolgen, ansonsten ist das Fahrzeug für derartige Ladungen nicht geeignet.  

Das gleiche gilt für den Anhänger. Es darf zwar am ausreichend festen Rahmen gezurrt werden, der Zurrhaken darf aber auf keinen Fall verrutschen können.

Eine gute Möglichkeit sind Direktsicherungen. Diese können z.B. durch Kopfschlingen erreicht werden.

Sind die Ladeeinheiten nicht fest genug, kann das Herausrutschen einzelner Planken durch das Vorstellen einer z.B. Europalette oder eines Vierkantbalken, der in die Sicherung mit eingebunden wird, verhindern.

Wichtig ist, dass die Ladung immer, auch auf kurzen Strecken ausreichend gesichert wird, denn der Schutzengel ist nicht immer vor Ort!

 

In diesem Sinne wünschen wir allen eine gute und sichere Fahrt

im neuen Jahr 2014,

 

 

Ihre Ladungssicherungskolumnisten

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