Juli 2014

Hand in Hand...

Eines unserer Lieblingsthemen dieser Kolumne ist die Verpackung. Deren Qualität geht Hand in Hand mit einem sicheren Transport und somit selbstverständlich auch mit der Ladungssicherung. Auf dieser doppelt gekröpften Tiefladebrücke sehen wir eine 50-Tonnen-Kiste mit Überbreite und auch erheblicher Länge.

 

Von oben ist die Kiste mit einer Plane gegen Regen geschützt und allerlei Aufdrucke weisen auf das sichere Handling dieser Kiste hin.

 

Soweit, so gut, könnte man meinen!?

Spätestens auf der Abbildung 2 wird aus ladungstechnischer Sicht zuerst deutlich, dass keinerlei Formschluss nach vorne besteht. Des Weiteren sieht das geschulte Auge nur einen Gurt, der um das Heck der 50-Tonnen-Kiste geführt scheint. Und unter der Kiste erwartet man eine wie auch immer geartete Konstruktion, damit die Kiste auf der doppelt gekröpften Ladebrücke überhaupt positioniert werden konnte.

 

Verweilen wir noch ein wenig beim Unterbau. Wie schon erwähnt, wurden zwischen den I-Trägern und zwischen den I-Trägern und der Kiste RH-Matten zur Reibungserhöhung verwandt. Auch hier ist das Prädikat "soweit, so gut" zu vergeben. Aber warum hat derjenige, der diese Ladungssicherung ausgeführt hat, die Reibungsverhältnisse nicht konsequent zu Ende gedacht? Wie soll die gute Reibung zwischen Kistenboden und den I-Trägern sowie I-Träger zu I-Träger an die Ladefläche weitergegeben werden, wenn dort die reibungserhöhenden Materialien durch Abwesenheit glänzen.

Wenden wir unseren Blick den Niederzurrungen zu. Diese Niederzurrungen sind eigentlich eine Mischung aus Niederzurrung und Direktzurrung.

Auf der Abbildung 5 lässt sich schon sehr gut erahnen, wie sich die Kette in den Querbalken der Kiste "eingräbt".

 

Insbesondere ist das auf der Abbildung 6 sehr schön zu sehen. Würde diese Ladungssicherung jetzt - wie auch immer geartet - belastet, müsste die Kette über den Vierkantbalken rutschen, wenn die Kiste sich nach vorne bewegen wollte. Insofern kann man hier von einer "kombinierten Sicherung" sprechen.

Auf der Abbildung 5 haben wir schon gesehen, dass die Ketten unterschiedlich geführt sind. Die im Bild vordere Kette steht für eine Direktzurrung günstiger als die im Bild hinten liegende Kette. Dieser Umstand ist wahrscheinlich den unterschiedlich verteilten Ladungssicherungspunkten geschuldet und wie man auf den Abbildungen 3 und 4 sieht, passen diese Ladungssicherungspunkte nicht besonders gut zum Ladungssicherungsmaterial, da die Haken teilweise auf Verbiegen belastet werden und zumindest in einem Fall nicht in Gänze im Hakengrund. Wobei, und diese Anmerkung sei hier erlaubt, es sich hierbei um die Sicherung von 50 Tonnen handelt.

 

Die Kiste

Wenden wir unser Augenmerk der heutigen Hauptperson zu, der Kiste und ihrer Konstruktion. Die Abbildung 6 spricht eigentlich Bände. Der arme Mensch, der für die Ladungssicherung verantwortlich war, hat hilfsweise die Ketten über einen Querbalken, der sich unter der Kiste befand, gezogen. Dieser Querbalken ist an diesem Punkt mit sieben sichtbaren Nägeln an einem der Hauptlängsträger der Kiste, der auch aus Holz besteht, befestigt. Da allem Anschein nach die Kiste wohl nicht ganz plan auf der Unterbaukonstruktion liegt, konnte die Niederzurrung den Querbalken schon ein Stück weit aus der Unterkonstruktion ziehen. Der guten Ordnung halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass diese kombinierte Nieder- und Direktzurrung ausschließlich der Ausdruck von absoluter Hilflosigkeit gegenüber der nicht zu bewältigenden Aufgabe, diese Kiste gut und richtig zu sichern, ist.

Die Transportversicherer haben für eine adäquate Verpackung den Begriff "beanspruchungsgerecht" gebildet. Das heißt nichts anderes, als dass eine Verpackung den Beanspruchungen für die sie hergestellt wird auch gerecht werden muss. Diese Kiste macht den Eindruck, als ob sie für das Kranen gedacht ist, aber diejenigen, die diese Kiste gebaut haben, haben offensichtlich den Straßentransport vollkommen vergessen.

 

Mögliche Lösungen

Wenn die Kiste schon auf einer doppelt gekröpften Tiefladebrücke transportiert wird, könnte man darüber nachdenken, den Formschluss zum vorderen Schwanenhals zur Sicherung zu nutzen. Ist dies nicht möglich oder lässt die Konstruktion der Kiste dies nicht zu oder nicht im vollen Umfang zu, muss die Kiste entsprechende Ladungssicherungspunkte aufweisen. Ohne eine vernünftige Ladungssicherung lässt sich diese Kiste nicht transportieren und wie hier auf dem Bild zu sehen, wurde der Transport an dieser Stelle von der belgischen Polizei beendet und abgestellt.

Beispiele für vernünftige Ladungssicherungspunkte sind in den folgenden Abbildungen gezeig:

Auf der Abbildung 6 sieht man eine durchaus stabile Kiste mit Ladungssicherungspunkten, die nach außen geführt sind. Diese Ladungssicherungspunkte sind mit einer Stahlplatte mehrfach mit der Kistenunterkonstruktion verschraubt. Sie müssen auf der Straße und auf dem Seeschiff die geforderten Lasten (beanspruchungsgerecht) aufnehmen. Für einen Transport auf der Straße müssten die nach außen geführten Ladungssicherungspunkte in unserem Beispiel insgesamt mindestens die geforderten Lasten von 50 Tonnen bzw. die erforderlichen Sicherungskräfte aufnehmen können.

Auf der Abbildung 7 sieht man ein Traggestell aus Stahl, welches ebenfalls rundherum Ladungssicherungspunkte aufweist, damit die Ladung von erheblicher Masse beanspruchungsgerecht entsprechend gesichert werden kann.

Auf der Abbildung 8 ist ebenfalls eine Kiste zu sehen, die aus gemischten Materialien (Holz der Kistenboden und massives Stahlgestell auf den Seiten) hergestellt wird. Auch hier sind Ladungssicherungspunkte so angebracht, dass sie später außerhalb der Kiste gut zu erreichen sind. Dies ist eine grundlegende Anforderung für einen sicheren Transport. Bei der Dimensionierung der Ladungssicherungspunkte muss zum einen der Transportweg berücksichtigt werden, aber auch die Art und Weise, wie derartige Kisten transportiert werden sollen. Die in unserem Beispiel gezeigten Unterbauten werden allerhöchstens in seitlicher Richtung entsprechend Reibung übertragen. In Längsrichtung ist davon auszugehen, dass die Konstruktion zumindest ankippt. Da durch diese Konstruktion in Längsrichtung nur Reibung über die hintere Kröpfung an das Fahrzeug weitergegeben werden kann und auch so nur sichert, sollten die Ladungssicherungspunkte so dimensioniert werden, dass sie mindestens einmal die Masse der gesamten Kiste aufnehmen können. Allein die Führung von Ladungssicherungsmaterial bei überbreiten Transporten kann schon zu einer besonderen P

roblemstellung werden. In diesem Transportfall könnte sogar eine Positionierung von Ladungssicherungspunkten unter der Ladung sinnvoll sein. Je nach dem, ob die Längsträger der Kiste eine Schwächung durch eine Bohrung verkraften, wäre das Einbringen von Bohrungen in diese Längsträger eine sinnvolle Alternative für Ladungssicherungspunkte. Selbstverständlich müssen diese Bohrungen entsprechend mit Rohren und Seitenblechen so vor den Ketten oder anderen Ladungssicherungsmitteln geschützt werden, damit die Kraft in den Längsträger eingeleitet werden kann und nicht der Längsträger durch das Ladungssicherungsmittel leidet

 

Resümee

Abschließend wollen wir dem Titel dieses Bildes des Monats nochmals wiederholen: Die Verpackung und die Ladungssicherung gehen Hand in Hand. Wer möchte, dass sein Gut sicher transportiert wird und dazu sind alle Beteiligten verpflichtet, muss seine Verpackung so gestalten, dass die Ladung auch auf jedem Verkehrsträger entsprechend gesichert werden kann.

 

Wir wünschen allzeit gute Fahrt.

Ihre Ladungssicherungskolumnisten

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