Oktober 2012

Blech gehabt ...

Als Ladungssicherungskolumnist kämpft man vornehmlich mit zwei großen Gegnern:

Der Erste ist die Masse der Ladung, oder vielmehr die sich hartnäckig haltende Fehleinschätzung, dass hohe Massen, also viel Gewicht, sich quasi selber sichern und

Der Zweite ist die Geschwindigkeit, oder besser gesagt, der Aberglaube, dass hohe Geschwindigkeiten viel Ladungssicherung verlangen und niedrige Geschwindigkeiten geringe Aufwendungen bei der Ladungssicherung erfordern. Manch einer glaubt, dass er, wenn er vorsichtig fährt, sich die Ladungssicherung auch gleich ganz schenken kann.

Weit gefehlt!

Ein guter belgischer Kreisverkehr war schon immer ein hervorragender Test für eine Ladungssicherung. Auf der Abbildung 1 sehen wir einen Probanden, der den Test nicht bestanden hat. Die Geschichte, dieses Unfalls ist schnell erzählt. Wahrscheinlich haben bei dieser Verladung beide oben genannte Gegner ihr Unwesen getrieben. Die Ladung war schwer, die Geschwindigkeit gar nicht so hoch, denn einen Kreisverkehr durchfährt man nicht mit Maximalgeschwindigkeit, sondern höchstens mit 25 oder 27 km/h. Wer sich aber mal eine Zeitlang neben einen Kreisverkehr gestellt hat, hört insbesondere bei schwer beladenen LKW und Trailern, wie die Reifen radieren. Ein typisches Signal für das Entstehen von seitlichen Beschleunigungen.

Da diese Ladung offensichtlich nicht auf RH-Material aus Gummi lag (so wie die Reifen das Fahrzeug auf der Straße) hatte sie eine offensichtlich schlechtere Reibung zur Ladefläche. Es passierte was passieren musste, das Durchfahren des Kreisverkehrs generierte seitliche Beschleunigung, die Reibung auf der Ladefläche war schlicht weg eine Katastrophe und die schwere Ladung verließ die selbige und Gott-sei-Dank schlug sie nur auf der Fahrbahn ein, hinterließ hier eine kräftige Kerbe im Asphalt und ansonsten ist nichts passiert außer, dass ein Ladungspaket ein wenig zu Schaden gekommen ist.

Beim Blick auf die Ladefläche kommt man aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Die Ladung bestehend aus zentimeterdicken Stahlplatten, eingeschlagen in Kunststofffolie, übereinandergestapelt und jeweils durch zwei Niederzurrungen gesichert.

Wir wollen uns in Erinnerung rufen, dass das Niederzurren ausschließlich über die Reibung funktioniert. Die Ladung wird künstlich schwerer gemacht und hat dadurch eine höhere Reibung. Kunststofffolie auf einem Stück Holz hat eine Reibung, wenn überhaupt von 0,1. Da fragt man sich, was soll hier eine Ladungssicherungsmaßnahme, die ausschließlich auf Reibungserhöhung beruht. Wo nichts ist kann man auch nichts erhöhen, zumindest nichts wirkungsvoll erhöhen, denn bei einem Reibbeiwert von 0,1 verpuffen 90%der Vorspannung wirkungslos.

Besieht man sich das untergelegte Holz, kommt einem das Gruseln und man fühlt sich schon fast wie in einer Geisterbahn. Unter der Ladung liegen doch tatsächlich Vierkantbalken, die teilweise einen leicht rechteckigen Querschnitt aufweisen. Die stehen aber hochkant, seit Jahr-und-Tag predigen wir in dieser Kolumne, dass Unterleger um Himmelswillen einen bohlenmäßigen, also einen rechteckigen Querschnitt aufweisen sollen, damit sie nicht im Falle eines Falles verrollen, sondern einfach liegen bleiben. Aber ein hochkant stehender Balken mit rechteckigem Querschnitt, kippt bei der kleinsten Beschleunigung schon nach vorne oder hinten um. Die Vorspannung der, in diesem Falle sowieso schon recht wirkungslosen Vorspannung, ist nach dem Umkippen des Holzes sofort Null.

Zwischen den oberen Blechpaketen liegen nur noch Holzklötzchen. Diese Holzklötzchen haben fast die Form eine Würfels und ermöglichen so der Ladung nicht nur, das Verrollen in Längsrichtung, sondern auch noch in Querrichtung. Und allem Anschein nach hat die Ladung von diesem Angebot Gebrauch gemacht und ist nicht nur verrutscht, sondern auch noch über die Holzklötzchen hinweg gerollt.

Die Abbildung 4 zeigt den rechteckigen Querschnitt des Unterlegers, der in Längsrichtung wunderbar umkippen kann. Dadurch wird die Ladung "kleiner" und die Vorspannung ist schlagartig weg. Die Klötzchen, die in der zweiten Lage unterliegen und quasi in allen horizontalen Richtungen verrollen können sind ebenfalls hervorragend zu bewundern. Von Ladelücken nach vorne und zur Seite wollen wir an dieser Stelle gar nicht mehr reden.

 

Zusammenfassung:

Die Ladung war schwer, bei geringer Geschwindigkeit wurde ein Kreisverkehr durchfahren, dadurch wurden seitliche Beschleunigungen generiert, die vollkommen ausreichend waren, die Ladung dazu zu bewegen, die Ladefläche zu verlassen.

 

Verbesserung:

Unterleger müssen immer bohlenförmige Formate haben, damit die Ladung auf ihren Unterlegern nicht verrollen kann!!! Aber diese Bohlenformate müssen liegen und nicht stehen!!!

Ist die Ladung in Kunststofffolie eingepackt und hat dadurch kaum noch Reibung, muss die Ladungssicherungsmethode auf Direktsicherung beruhen und keinesfalls auf Reibungserhöhung und Niederzurrung. Auch das Unterlegen von RH Materialien wäre in diesem Fall falsch, da die Verpackung (die Kunststofffolie) die Reibung nicht wirksam auf das Ladungspaket übertragen könnte.

Ladelücken sind wie immer Gift für die Sicherung, also sollte versucht werden, den Formschluss zumindest zur Stirnwand zu suchen. Ladelücken kann man ausfüllen oder man lädt formschlüssig, Ladung an Ladung. Ist die Ladung zu empfindlich stellt man eine Palette oder anderes belastungsfähiges Holz dazwischen, stellt sicher, dass dieses Holz nicht umkippen oder herausfallen kann und damit ist der Formschluss nach vorne zur Stirnwand sichergestellt. Selbstverständlich muss vorher geprüft werden, ob die Stirnwand nicht überlastet wird und ob die Lastverteilung den Fahrzeug entsprechend vorgenommen werden kann. Wird die Stirnwand überlastet, oder muss ein Teil der Ladung wegen der Lastverteilung weiter hinten geladen werden, muss eine Ladelücke geschaffen werden. Auch diese Ladelücke kann, wie die weitere Sicherung ohne weiteres mit Umspannungen sichergestellt werden. Nach hinten, zur Seite und auch nach vorne.

Um in dieser Kolumne vielleicht auch etwas Überflüssiges zu sagen, sei daraufhin gewiesen, dass Stahlblech scharfe Kanten haben kann und das Gurte gerne unter diesen scharfen Kanten leiden. Insofern bitten wir doch herzlichst um die Verwendung von Kantenschützern, damit den Gurten ein möglichst langes und "sicherndes" Leben beschieden sein möge

 

Ihre Ladungssicherungskolumnisten.

 

© KLSK e.V.