Oktober 2011

Fest steht, dass nichts feststeht

Glück gehabt, Fahrzeug am Ziel!

Man muss kein Hellseher sein um zu erkennen, dass bei dieser Ladung so einiges nicht in Ordnung ist. Wenn nicht die Bundespolizei dieses Fahrzeug entdeckt hätte, dann wäre es dem Leser dieser Kolumne für immer verborgen geblieben.

Auf dieses Fahrzeug wurde Schalungsmaterial geladen. Bei einem Fahrzeugleergewicht von etwa 4.100 kg durften nicht ganz 3.400 kg zugeladen werden. Ob diese Nutzlast eingehalten oder überschritten wurde, ist im Nachhinein nicht mehr festzustellen.

Das Ladegut bestand, soweit erkennbar, aus Schaltafeln und Schalungsträgern.

So, wie es aussieht, wurden die Schalungstafeln, genauso wie die Schalungsträger, nicht zu Ladeeinheiten zusammengebunden, sondern einfach auf das Fahrzeug aufgeladen. Lediglich zwei Zurrgurte wurden verwendet, um die Ladung niederzuzurren - ein kläglicher Sicherungsversuch.

Es wird schon sehr schwierig gewesen sein, die Tafeln übereinander zu stapeln, ohne das sie vor der Abfahrt verrutschten. Das gleiche gilt für die Doppel-T-Hölzer.

Auf der Abbildung 3 ist sehr gut zu erkennen, dass der Stapel nach rechts gekippt bzw. verrutscht ist.

Ob die Kipprichtung tatsächlich etwas mit den einseitig vorgespannten Sicherungsmitteln zu tun hat, wagen wir aufgrund der Heterogenität der Ladung nicht zu beurteilen.

 

Die Abbildung 3, 4 und 5 zeigen deutlich den daraus resultierenden Überhang nach rechts. Sogar die Bordwand ist ein wenig nach außen gebogen.

Das dieses Fahrzeug ans Ziel gekommen ist, ohne Ladung zu verlieren, ist schon mehr als ein Wunder. Der Fahrer darf sich bedanken, dass er nur ein Bußgeld bezahlen muss und sich nicht für eine Straftat (fahrlässige Körperverletzung, oder sogar fahrlässige Tötung...) verantworten muss.

Warum kommt es zu solch einer Handlung? - Zeitdruck? Unwissen? Gedankenlosigkeit?

Oder ist es einfach nur maßlose Ignoranz, die Menschen dazu bringt, ein so beladenes Fahrzeug in den öffentlichen Verkehrsraum zu bringen? Sicherlich ist von jedem etwas dabei.

Man stelle sich nur einmal vor, dass der Fahrer plötzlich bremsen oder ausweichen muss. Das es dann unweigerlich zu einem Ladungsverlust kommen muss, dafür steht die Physik gerade.

Wie kann man eine solche Ladung transportieren, ohne in die Gefahr eines Ladungsverlustes oder einer Ladungsverschiebung zu kommen?

Es ist ganz einfach - wenn mann sich vorher ein paar Gedanken macht, um die Sicherung und damit die Verladung zu planen.

Schon beim Stapeln der Ladung auf der Baustelle oder im Lager sollten Ladeeinheiten gebildet werden. Dies kann mit Stahlbändern geschehen oder auch mit einteiligen Zurrgurten. Damit werden die Schaltafeln, genauso wie die Holzträger, so fest zusammengebunden, dass einzelne Hölzer oder Tafeln nicht aus diesen Blocks herausrutschen können.

Danach werden die dann entstanden Pakete so auf das Fahrzeug aufgebracht, dass zum einen die zulässige Nutzlast nicht überschritten ist und zum anderen der Lastverteilungsplan eingehalten wird.

Zwischen die Ladeeinheiten werden Anker gelegt, um die Ladung zu stabilisieren.

Zur Erklärung: Der Begriff Anker kommt, wie nicht anders zu erwarten ist, aus der Seefahrt. Damit sind aber nicht die Anker gemeint, die die Schiffe festhalten, sondern Verbindungen zwischen zwei oder mehreren Ladungsteilen, die die Ladung damit stabilisieren. In den folgenden Skizzen wird man sie erkennen können.

Die Ladeeinheiten werden so gebildet, dass man bei den Schaltafeln etwa 60 bis 80 cm hohe Pakete "schnürt" und diese dann zunächst hintereinander mittig auf die Ladefläche stellt. Die unterste Lage kann aus Kanthölzern bestehen, damit die Ladung auch mit einem Stapler auf das Fahrzeug auf- und später wieder abgeladen werden kann.

Auf beide Pakete legt man z. B. Kanthölzer quer (die sogenannten Anker) und verbindet die beiden Pakete damit. Darauf kommen dann weitere Pakete.

Ähnliche Pakete stellt man mit den Schalhölzern her, die dann auch in etwa die gleiche Höhe haben und auf beiden Seiten der Schaltafeln abgestellt werden. Auch auf diese Pakete legt man Anker(-hölzer). Diese Hölzer könnten auch die Schalungsträger sein, die man quer über die gesamte Ladung, einschließlich der Schaltafeln, legt.

Die Sicherung auf der Ladefläche ist nun nicht mehr schwer. Mit Zurrgurten werden Schlingen angelegt, die ein Verrutschen nach allen Seiten verhindern. Werden dann noch rutschhemmende Matten verwendet, ist die Sicherheit für diese Ladung und damit für die übrigen Verkehrsteilnehmer perfekt.

Wir können die Ladefläche und die vorhandenen Zurrpunkte in diesem Fall nicht beurteilen, gehen aber bei der von uns vorgeschlagenen Sicherung davon aus, dass auf jeder Seite vier funktionsfähige Zurrpunkte, mit einer zulässigen Belastung von mindestens 800 daN, vorhanden sind.

Wie die Ladung auf das Fahrzeug gebracht wird und wie die Zurrmittel angelegt werden können, zeigen die nachfolgenden Skizzen. Sie zeigen die Ladefläche jeweils in der Draufsicht:

Hier werden Kanthölzer als Ladungsträger abgelegt.

In der Mitte werden die Schaltafeln (2 Pakete hintereinander) abgestellt. Daneben kommen beidseitig die Schalungsträger.

Darauf werden Kanthölzer als Anker gelegt.

Nun werden über diese Lage vier Gurte gelegt. Zwei mit dem Haken zur linken Seite, die dann auch dort in die Zurrpunkte eingehängt werden und zwei mit dem Haken nach rechts.

Darauf wird wiederum Ladung, wie auf Abb 6 c beschrieben, oder ähnlich aufgelegt. Wichtig ist, dass die Ladung in etwa überall gleich hoch ist. Nötigenfalls werden die Schalungsträger entsprechend verteilt. Ebenfalls ist darauf zu achten, dass die Gurte frei laufen können und die Ladung nicht auf die Gurte positioniert wird.

Nun werden die jeweiligen Loseenden der Zurrgurte über die Ladung gelegt. Die blauen Gurte werden von links nach rechts gezogen und dort mit den Ratschen in den Zurrpunkten befestigt. Die roten Gurte werden auf der gegenüberliegenden Seite befestigt. Es müssen hier keine hohen Vorspannkräfte eingebracht werden. Es reicht eine "handwarme" Anspannung (nur soweit, dass sich die Zurrgurte nicht aus den Zurrpunkten aushängen können).

Damit wäre die seitliche Sicherung hergestellt.

Jetzt muss noch eine Sicherung in Fahrtrichtung und entgegen der Fahrtrichtung herbeigeführt werden. Da wir stabile Ladeeinheiten hergestellt haben, sind Kopflashings möglich. Siehe Abbildung 9 linke Seite und Abbildung 10 rechte Seite:

Eine andere Variante wären Ladungssicherungsnetze, die über die Ladung gelegt werden und dann in Form von Direktzurrungen die Ladung optimal sichern können. Die Anschaffung ist zwar am Anfang etwas teurer, aber auf Dauer spart man sich viel Mühe bei der Sicherung der Ladegüter.

Dem Fahrer und eventuell auch dem Beifahrer sei die Kontrolle eine Lehre. Vielleicht wurden ihnen die Gefahren deutlich genug dargestellt, damit es keine Wiederholung gibt!

© KLSK e.V.