September 2009

Coils und immer wieder Coils

Stahl ist aus ladungssicherungstechnischer Sicht eine durchaus pikante Ladung. Zum einen haben sie eine hohe Masse, zum zweiten besitzen Stahlprodukte häufig messerscharfe Kanten und zum dritten sind sie dann auch noch von runder oder spitzer Gestalt.

Coils sind rund und haben scharfe Kanten. Wenn sie wie im vorliegenden Bespiel unverpackt sind, ist zu vermuten, dass sie zudem noch mit Korrosionsschutzöl behandelt wurden. Denn es handelt sich allem Anschein nach um kalt gerollte Bleche, die aufgrund ihres Verarbeitungsgrades empfindlicher gegen Flugrost etc. sind.

Was also haben die problembewussten Beamten auf diesem Fahrzeug vorgefunden?

  • Coils
  • auf Skids bzw. auf Schlitten
  • auf denen sie mit Stahlbändern gesichert waren
  • RH-Materialien Fehlanzeige
  • die Sicherungsart Niederzurrung mit Vorspannungen, die mit 200 bis 400 daN gemessen wurden

Die Ladung war, vermutlich aufgrund einer Bremsung, nach vorne gerutscht. In der Abbildung 2 sind recht deutlich Rutschspuren zu erkennen. Die Ladung ist demnach ca. 400 bis 500 mm in Fahrtrichtung verrutscht. Deutlich zu sehen ist das bei dem Coil, das als erstes hinter der Stirnwand geladen wurde. Hier ist das Coil unter dem Gurt herausgerutscht. Der Gurt hängt nur noch auf den letzten Windungen des Coils (siehe Pfeil in Abbildung 3):

Einige der Coils auf diesem Fahrzeug haben eine Bilderbuch-Karriere hinter sich. Geladen auf einem Curtainsider und gesichert durch eine einzige bedauernswerte Niederzurrung ohne RH-Material und ohne Kantenschutz, sind sie nach der erstbesten Bremsung verrutscht. Dadurch wurden die Gurte, die vollkommen ungeschützt den scharfen Stahlkanten ausgesetzt waren, zerschnitten. Die Abbildungen 4 und 5 zeugen von dem harten, aber unfairen Kampf zwischen Gurt und Coil:

Nun ist es grundsätzlich keine schlechte Idee, Coils mit einer Masse von 2,8 Tonnen mit Niederzurrungen sichern zu wollen. Bei neun Coils benötigt man eigentlich nur 18 Gurte, 36 Kantenschützer, ca. 8.400 daN Gesamtvorspannung und reichlich RH-Material (mit einem Reibungskoeffizienten von mind. μ = 0,6). Das RH-Material muss so stark (dick) sein, dass es die Schlitten vollkommen von der ggf. unebenen Ladefläche trennen kann. Das heißt, dass kein Teil des Schlittens mehr die Ladefläche berührt. Nur dann kann man ruhigen Gewissens von dem Reibungskoeffizienten ausgehen, den der Hersteller angegeben und ggf. zertifiziert hat. Der praxiserfahrene Ladungssicherungskolumnist würde eine mind. 10 mm starke Matte bevorzugen und auch eher zu einer durchvulkanisierten Schwerlastmatte raten, als zu leichterem "Geschirr".

Soweit die Theorie.

Versuche haben immer wieder gezeigt, dass die Physik vor Coils nicht halt macht. Gemeint ist die Reibung, die sich von der Ladefläche bis zum Coil gleichmäßig fortpflanzen muss. Immer wieder ist es zu beobachten, dass die Coils auf den Schlitten rutschen, dadurch unter den Ladungssicherungsmitteln herausrutschen und dann mehr oder weniger ungesichert auf der Ladefläche "freies Spiel" haben.

Daher der Rat, die Niederzurrungen mit Direktzurrungen so zu kombinieren, dass Rutschwege verhindert werden. Das heißt, dass die gebildeten Ladungsblöcke (Gruppen aus Ladeeinheiten Schlitten/Coil) mit einer Umspannung, die gegen die Bewegungsrichtung in Fahrtrichtung wirkt, zusätzlich gesichert werden (siehe Skizze Abbildung 6). Voraussetzung hierfür ist, dass die Coils absolut formschlüssig aneinandergeladen werden können. Geht dies nicht, dann sollte die Sicherungsart in Direktzurrung geändert werden.

(Es wurden nur die Umspannungen eingezeichnet, die gegen die Fahrtrichtung wirken)

Sollte ein Coil bzw. Ladungsblock formschlüssig an die Stirnwand geladen werden, ist zu beachten, dass es sich dabei um eine Punktlast auf die Stirnwand handelt. In diesem Fall muss diese Punktlast über Querbalken o. ä. großflächig auf die Stirnwand verteilt werden.

Anmerkung:

Es gibt spezielle Fahrzeuge mit sog. Coilmulden oder Coilgestellen. Solche Fahrzeuge sind besser zum Transport von Coils geeignet und sollten daher vorzugsweise verwendet werden. Die Abbildung 7 zeigt Coils, die in solchen Coilmulden transportiert werden:

Allerdings ist hier auch ein Fehler gemacht worden. Die Sicherung nach hinten ist nicht auseichend.

Durch den Einsatz von rutschhemmenden Matten ist zwar ein theoretischer Gleitreibbeiwert von µ=0,6 erreicht worden, diese Reibung muss aber auch während des Fahrbetriebes aufrecht gehalten werden. Das bedeutet, dass hier noch Niederzurrungen eingesetzt werden könnten, um negative Schwingungen auszugleichen.

Dieses ist hier nicht geschehen.

Ersatzweise können auch zwei Umschlingungen eingesetzt werden, um ein Verrutschen nach hinten zu verhindern.

Siehe folgende Skizze:

Zusätzlich zu den in Abbildung 7 vorhandenen Sicherungen werden hier zwei Zurrmittel durch das Auge der Spaltbänder gezogen und beide nach vorn an Zurrpunkten befestigt, so dass eventuell auftretende Beschleunigungen nach hinten abgefangen werden.

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