September 2008

Rotlicht, Lastverteilung oder etwa Ladungssicherung ?!?

Es begab sich vor einigen Jahren, da wurden die Rettungskräfte und die Polizei in Friedrichshafen zu einem Unfall gerufen.

Beim Eintreffen am Einsatzort bot sich ihnen ein eigentümliches Bild. Auf einer Ampelkreuzung stand ein Sattelkraftfahrzeug. Das Fahrzeug stand ein paar Meter zu weit in der Kreuzung. sodass man erst einmal an eine Missachtung des Rotlichtes der Ampel denken konnte.

Der Auflieger selbst machte einen seltsamen Eindruck. Der Ladungsschwerpunkt schien deutlich nach vorne und zur rechten Seite „ausgewandert“ zu sein. Er stand eigentümlich schräg, aber ein technischer Defekt im eigentlichen Sinne war nicht festzustellen.

Auch wenn bei näherem Hinsehen eine gewisse Einschränkung der Lenkfähigkeit vorlag.

Eine heftige Überlastung und einseitige Belastung der Sattelzugmaschine war recht offensichtlich.

Also doch eine fehlerhafte Lastverteilung ?

Doch das Übel lag viel tiefer, oder besser weiter vorne im Sattelanhänger.

 

Der Fahrer des Sattelkraftfahrzeuges musste an einer Ampel bremsen. Diese Bremsung reichte aus, um die geladenen Coils zu einem Ausbruchsversuch zu animieren.

Die durchgeführte Sicherung und die Reibung zwischen Ladung und Ladefläche waren offensichtlich nicht ausreichend, um die Ladung bei einem geordneten Bremsmanöver an Ort und Stelle zu halten.

Das Fahrzeug hat sich unter der schlecht gesicherten Ladung „herausgebremst“. Die Ladung ist „weitergefahren“ bis sie an der Stirnwand angekommen ist. Mit welcher Energie die Ladung an der Stirnwand angekommen ist, lässt sich an der Distanz erahnen die das Fahrzeug von der Ladung in die Kreuzung „geschoben“ wurde.

Die Stirnwand sieht aus wie nach einem Ausbruchsversuch der Ladung. die Einschlagsspuren der Coils in der Stirnwand sind deutlich zu sehen.

Der Rutschweg auf der Ladefläche war ebenfalls erheblich.

Die Coils, drei an der Zahl mit einem geschätzten Stückgewicht von 5 Tonnen waren ursprünglich unter Berücksichtigung der Lastverteilung im hinteren Bereich des Sattelanhängers verladen. Die einzelnen Coils waren in Holzrahmen eingesetzt. Aus diesen sind sie auch nicht herausgerollt.

Die genaue Durchführung der Ladungssicherung ist nicht überliefert. Den Folgen nach zu urteilen wurde keine Direktzurrung durchgeführt, sondern die „gute alte Niederzurrung“.

Es ist scheinbar der unausrottbare Irrglaube, dass mit einem Zurrgurt, auf dessen Etikett eine Kennzeichnung von 5.000 daN zu finden ist, auch eine Sicherung von 5.000 daN durch eine einfache Niederzurrung herzustellen ist.

Dies stimmt leider nur für bestimmte Sicherungsmethoden und in jedem Falle nicht für die Niederzurrung.

Das dieser Irrglaube nach wie vor weit verbreitet ist, liegt auch an der Kennzeichnung auf dem Etikett des Zurrmittels. Daran hat leider auch die erweiterte Kennzeichnung mit der Vorspannkraft >> STF 450 daN nichts geändert. Diese Änderung ist bei vielen Nutzern noch nicht angekommen.

Nach wie vor verweisen diese in vielen Fällen auf die Kennzeichnung mit der Umreifung, deren Bedeutung vielfach unbekannt ist.

Die neueren Etiketten der Zurrmittel enthalten nun neben den Angaben zur zulässigen Belastbarkeit des Zurrmittels (LC) im geraden Zug und in der Überspannung auch die Angaben zur Handkraft (SHF) und die damit erzielbare Vorspannkraft (STF) bei der Niederzurrung.

 

Um eine ausreichende Sicherung dieser Waren in s. g. Schlitten aus Holz (Skits) zu erreichen, wären verschiedene Methoden möglich.

 

- Die Sicherung mit Direktzurrungen

- oder auch über Formschluss an ausreichend dimensionierten Rungen.

 

Grundsätzlich sollten derartige Ladungen in Fahrzeugen mit Coilwannen transportiert werden. In der Regel verfügen diese Fahrzeuge auch über belastungsfähige Rungen, an die in Längsrichtung herangeladen werden kann.

Müssen derartige Ladungen auf Skits (Holzschlitten) verladen werden, ist die Verwendung von Reibungserhöhenden Materialien immer ein Sicherheitsgewinn. Die Eigentliche Sicherung sollte dann mit Direktsicherungen erfolgen. Hierbei können Ketten oder gurte zum Einsatz kommen. Wichtig ist in jedem Fall, dass mit ausreichend stabilem Kantenschutz gearbeitet wird. Eine Umspannung pro Fahrzeugseite, die nach hinten geführt wird, können ein Coil mit einer Masse von 5 t schon nahezu ausreichend sichern. Wenn unter der Holzkonstruktion (Skit) RH-Matten verwand werden und zwei Niederzurrungen als Mindestsicherung fungieren wäre eine derartige Ladung schon gut gesichert.

 

Fazit: Glück gehabt, insbesondere, weil es keinen Ladungsdurchschlag gegeben hat.

Also lediglich Fahrzeugschaden, Güterschaden, kein Personenschaden.

Mehrstündige Teilsperrung mit umfangreichen Bergungsarbeiten der Feuerwehr und

umfangreichen Verkehrsmaßnahmen der Polizei.

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