Oktober 2008

"Rohrtorpedos"

Die Abbildung 1 zeigt ein Sattelkraftfahrzeug mit einer Komplettladung Stahlrohre. Die Stahlrohre sind im Sattel geladen, d. h., auf der Ladefläche sind entweder 4 oder 5 Rohre zu finden und darauf werden versetzt 3 oder 4 Rohre "im Schlag" gestaut. Das besondere hierbei ist, dass die Rohre durch den entstehenden Spreizwinkel eine seitliche Kraft gegen die Rungen generieren. Diese Kraft kann man im Versuch auf dem Schreibtisch sichtbar machen. Auf zwei nebeneinander liegende runde Bleistifte, die sich berühren, wird ein dritter gelegt. Die unteren Bleistifte werden durch die o. g. Spreizkräfte zur Seite hin wegrollen. Dieser seitlichen Kraft sowie dem 0,5-fachen der Komplettladung müssen die seitlichen Rungen standhalten können.

Ferner sind auf der Abbildung 1 noch Holzkeile zu sehen. Sind diese Holzkeile fest mit einer Unterlage oder der Ladefläche verbunden, können sie zur seitlichen Ladungssicherung herangezogen werden. Sofern die Keile richtig geschnitten sind, kann für jeden Nagel (ausgenommen des Zugnagels) mit 400 daN Sicherungskraft gerechnet werden (siehe Zeichnung). Zu beachten ist folgendes: Werden die Keile auf einen bohlenförmige Unterlage genagelt, ist ggf. der Schwachpunkt die Reibung der Bohle auf der Ladefläche. Dies gilt nur dann, wenn die Bohle nicht mit der Ladefläche fest verbunden ist oder wenn keine reibungserhöhenden Mittel zwischen Bohle und Ladefläche eingesetzt werden.

Die aktiven Ladungssicherungsmaßnahmen bestehen aus 6 Niederzurrungen. Wie in Abbildung 2 zu sehen, handelt es sich hierbei um Langhebelratschen, mit denen ggf. eine Vorspannung von 500 daN auf der Zugseite erreicht werden kann. Auch wenn man großzügig davon ausgeht, dass über die Reibung auf der Ladung (K-Wert) keine Vorspannung verloren geht und auch den Winkel der Ladungssicherungsmittel unberücksichtigt lässt, kommt man auf max. 12.000 daN Vorspannung. Bei einem Reibbeiwert, der zwischen μ = 0,1 und 0,2 liegen mag (Stahl auf Stahl nass), bleiben davon gerade mal 1.200 oder max. 2.400 daN an Sicherungskraft übrig. Bei einer Komplettladung von 24 t Rohren sind aber mindestens 14.400 daN an Sicherungskraft erforderlich (gegen die Bewegungsrichtung nach vorne).

Das nach dieser einfachen Betrachtung offensichtlich vorhandene Sicherungsdefizit beträgt mindestens 12.000 daN. Diese überschlägige Rechnung zeigt, wie kläglich der vorgenommene Sicherungsversuch ist. Auf der Abbildung 2 lässt sich die Qualität des eingesetzten Gurtmaterials beurteilen. Der dort zu sehende Gurt ist allein auf dieser Fahrzeugseite schon zweimal geknotet. Damit fällt dieser Gurt aus der Ladungssicherungsbetrachtung heraus. Die Ladelücke nach vorne ist erheblich und die dazwischengelegte Plane kann nicht als Formschluss gewertet werden.

 

Sicherungsvorschlag

 

Derartige Rohre können hervorragend direkt durch den Einsatz von Gurten oder Ketten gesichert werden. Ob auf Grund der Anphasung der Rohre direkt mit Ketten bzw. mit dem Hacken des Gurtes an dem Rohr angeschlagen werden kann, muss beim Absender erfragt werden. Ist dies nicht der Fall, müssen die Rohrenden z. B. durch Vierkantbalken abgepolstert werden. Um diese Polsterungen herum können dann Direktsicherungen in Form von Umspannungen erfolgen. Auch gibt es inzwischen Sicherungsmatten, die aus sehr stabilem Gurt- und Planenmaterial bestehen, die speziell zur Sicherung von Stahlteilen, Rohren und dergleichen produziert und angeboten werden (Abbildung 3). Eine ähnliche Sicherung kann gegen die Bewegungsrichtung nach hinten erfolgen.

Reichen zur seitlichen Sicherung die Rungen nicht aus, oder ist die Belastbarkeit der Rungen nicht bekannt, können in jede Bewegungsrichtung jeweils vier Umspannungen die Ladung seitlich komplett sichern.

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