November 2007

"Gefährliche Abrüstung"

Die politische Entwicklung in Europa bringt es mit sich, dass nach und nach Militärtechnik reduziert wird. So auch in Ungarn. Auf den folgenden Bildern sind ballistische Raketen russischen Ursprungs zu sehen, die sukzessive der Entsorgung zugeführt werden. Dies ist selbstverständlich zu begrüßen. 

Die Raketen waren in ihrem eigentlichen Sinne selbstverständlich nicht mehr gefährlich. Das Gefährliche an diesen Raketen bzw. an den Raketencontainern ist, dass sie nicht auf dem Fahrzeug ausreichend gesichert waren und während des Transportes durch Budapest vom Plateauauflieger fielen. Ob diese Container grundsätzlich über Möglichkeiten zur Verriegelung, wie sie z.B. bei ISO-Containern vorhanden sind, verfügen, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Tatsächlich waren die Container nicht miteinander und auch nicht mit dem Fahrzeug verbunden. Nur so ist es zu erklären, dass zwei Raketencontainer vom Fahrzeug fallen und die verbleibenden zwei Container sich ebenfalls auf dem Fahrzeug erheblich bewegen konnten.
Da außer der Genehmigung zur Veröffentlichung der Bilder von der Feuerwehr in Budapest keine Detailinformationen zu beschaffen waren, müssen sich die im Folgenden gemachten Angaben ausschließlich auf Annahmen beschränken.

 

Das Sattelkraftfahrzeug muss sich in einer Rechtskurve oder in einer Ausweichbewegung nach Rechts befunden und in dieser Situation ein Bremsung durchgeführt haben. Nur so ist es zu klären, dass die gesamte Ladung nach vorne in das Führerhaus gerutscht ist und zwei Ladungsteile nach links auf die Fahrbahn gefallen sind. Der Fahrer kann von Glück sagen, dass die Geschwindigkeit mit der er in der Stadt unterwegs war allem Anschein nach nicht so hoch war, bzw. die Bremsung nicht so hart, dass er verletzt wurde. Seine Fahrerkabine wurde "nur" von hinten stark eingebeult. 

Ohne denjenigen zu nahe treten zu wollen, die diese Container verladen und transportiert haben, haben sie sich allem Anschein nach nicht die geringsten Gedanken über die Ladungssicherung gemacht. Die Raketencontainer stehen wie es scheint nicht nur lose auf der Ladefläche, sondern auch lose übereinander.
Auch auf einem stirnwandlosen Plateauauflieger lassen sich derartige Ladungen problemlos sichern. Bei einer angenommenen Masse von insgesamt 24 t könnte jeder Raketencontainer eine maximale Masse von 6 t haben. Für Ladungssicherungsüberlegungen wird angenommen, dass sich die einzelnen Container aufeinander formschlüssig sichern lassen. Der Gleitreibungskoeffizient wird für den Sicherungsvorschlag mit µ = 0,1 angenommen (Stahl auf Siebdruckplatte). Zu den Seiten und nach Hinten müssen 9.600 daN gesichert werden, hierfür sind je Seite 3 Umspannungen erforderlich. Gegen die Bewegungsrichtung in Richtung der Fahrtrichtung müssen insgesamt 5 Umspannungen gesetzt werden, da insgesamt 16.800 daN an Sicherungskraft aufgebracht werden müssen. Hierbei wäre es ausreichend, wenn ausschließlich der untere Container mit Umspannungen vorne wie hinten gesichert würde, damit die Winkel möglichst flach verlaufen, um eine maximale Sicherungswirkung zu erzielen. Dieser Sicherungsaufwand von insgesamt 14 Gurten wäre durch folgende Maßnahmen zu reduzieren:

  • zum Einen durch die Verwendung eines Aufliegers mit einer belastbaren Stirnwand
  • zum Anderen durch die Verwendung von reibungserhöhenden Matten.


Bei einem angenommenen Reibbeiwert von µ = 0,5 wären zur Seite noch jeweils 2 Umspannungen pro Seite erforderlich, die Sicherung nach hinten könnte entfallen, da die seitlichen Umspannungen die Forderung nach einer Mindestsicherung (sie sind in diesem Fall eine Mischung zwischen Direktzurrung und Niederzurrung) erfüllen. Je nach Belastbarkeit der Stirnwand müssten für die Sicherungsrichtung vorne noch mindestens 1 bis maximal 3 Umspannungen eingesetzt werden. 

Es bleibt zu hoffen, dass nach dem Wiederaufladen der Container eine ausreichende Sicherung durch Direktzurrungen und gegebenenfalls durch reibungserhöhende Mittel vorgenommen wird, sonst bliebe das Risiko für diesen Transport immer noch hoch und die Raketen immer noch "gefährlich".

© KLSK e.V.