März 2006

Woher soll die Ladung wissen, dass es gleich links um die Ecke geht?

Die Kommunikation auf einer Lkw-Ladefläche kann ausschließlich über physikalische Zusammenhänge funktionieren. Entweder informiert die Reibung die einzelnen Ladungsteile über die bevorstehende Richtungs- bzw. Geschwindigkeitsänderung oder die Ladung selbst wird formschlüssig darüber informiert, dass sie dem Fahrzeug in eine Linkskurve folgen muss. 

Wie so häufig, ist auch in diesem Beispiel ein Sattelkraftfahrzeug zu schnell in eine Linkskurve gefahren. Hätte er die Kurve in Schrittgeschwindigkeit durchfahren, wäre wahrscheinlich nichts passiert.

 

Unsere Version des Unfalls:

Die Ladung, bestehend aus gestapelten und bebänderten Tischplatten, wurde relativ hoch auf das Curtainsider-Fahrzeug geladen. Zwischen den einzelnen Paketen bestanden Ladelücken und auch zu den Seiten des Curtainsider-Fahrzeugs. Die Oberflächen der Arbeitsplatten waren beschichtet und wiesen ein Reibbeiwert um 0,1 µ auf. Die Ladungssicherung bestand aus mehreren Niederzurrungen. Eine formschlüssige Sicherung der Ladung zur Seite war nicht möglich, da es sich um ein Standard-Curtainsider-Fahrzeug handelte, das in der Regel keine ladungssichernde Wirkung in seitlicher Richtung zur Verfügung stellt.

Beim Durchfahren der Kurve verrutschte die Ladung seitlich und verlagerte hierbei den Schwerpunkt des gesamten Fahrzeuges nach rechts, so dass es umstürzte.

Obwohl für die Ladungssicherung die Niederzurrung gewählt wurde, fanden keine reibungserhöhende Mittel Einsatz. Im Falle des Einsatzes von reibungserhöhenden Mitteln hätte man infolge der geringen inneren Reibung und der relativ schwachen Bebänderung/Unitisierung der Ladung keinen durchschlagenden Erfolg erzielt. Derartige Ladungen können ausschließlich durch Direktzurrungen (Umspannungen) gesichert werden.

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