September 2006

Je schwerer, desto knallt es!

Aus der richtigen Aussage: "Das ist so schwer, das kann ich (von Hand) nicht bewegen" wird häufig die Fehlannahme abgeleitet: "Das ist so schwer, das kann sich gar nicht bewegen". Sprachlich ist der Unterschied zwischen beiden Sätzen nur minimal, physikalisch betrachtet ist es eine katastrophale Fehleinschätzung, die desaströs enden kann.

 

Mitschnitt aus der Unterhaltung zwischen dem Fahrer und dem Beamten:*

  • Das ist doch eigentlich so schwer, dass kann sich, normalerweise, gar nicht bewegen!

    Warum kann der Lkw denn fahren, wenn sich diese Ladung nicht bewegen kann?
  • Der Lkw hat doch 450 PS!! Der zieht die Ladung so weg!!!

    Was hat der Lkw denn für Bremsen?
  • Scheibenbremsen!! Der bremst super!!

    Und wenn der Lkw dann (super) bremsen muss, wer sagt der Ladung, dass sie auch bremsen muss? Oder das Fahrzeug wird um eine Kurve gelenkt, wer sagt jetzt der Ladung, dass es um die Ecke geht? Wer hält die Ladung auf der Ladefläche?
  • Die Reibung?

    Zeigen Sie doch mal bitte Ihre Schuhe. Die Sohle scheint aus Gummi zu sein. Hatten Sie unter der Ladung auch Gummi liegen?
  • Nein ! Warum ?

    Wegen der guten Reibung!! Das ist doch auch der Grund dafür, dass wir Gummisohlen tragen und Ihr Lkw auch ?!
  • Stimmt, wenn Sie das so sagen. Aber dieses Gussstück ist doch 21 t schwer....

    .....aber trotzdem fährt Ihr Lkw mit 80 km/h auf der Autobahn.

    Wie hatten Sie denn die Ladung gesichert? Mit einer Sperrstange und drei Gurten. Wie waren die Gurte befestigt?

  • Wie immer, so wie es auf dem blauen Anhänger steht, dass sie eben 5 t halten - die Gurte.

    Haben Sie Angst, dass Ihnen die Ladung nach oben wegfliegt?
  • Wieso?

    Weil die Gurte die Ladung nur mit fünf Tonnen gegen Wegfliegen nach oben halten. Wenn die Ladung nicht nach vorne rutschen soll, dann müssen Sie die Gurte um die Ladung legen und spannen und nicht über die Ladung.
  • Ach so!!!......

 (* Der Mitschnitt zwischen dem Fahrer und dem Beamten ist frei erfunden.)

Einschätzung des KLSK:

Ein Metallblock (21 t), der ggf. zu einer Presse gehört war auf einer Ladefläche deren Oberfläche aus Siebdruckplatten bestand, ohne reibungserhöhende Unterlagen geladen.

Die Ladungssicherung bestand u.a. aus einer "Sperrstange", die zwischen die hölzernen Spriegelbretter geklemmt war. In Abhängigkeit des Zustandes der hölzernen Spriegelbretter und der Rungen kann mit einer derartigem Klemmbrett eine Sicherungskraft von 100daN bis max. 200daN aufgebracht werden. In der Praxis findet man bei Kontrollen immer wieder Klemmbretter, deren Sicherungskräfte nur minimal (nahe Null) sind. Für eine derartige Ladung ist ein Klemmbrett ein absolut ungeeignetes Sicherungsmittel.

Die Pressen- oder Maschinenteile, die über Hydraulikanschlüsse verfügen, bedingen häufig eine Verunreinigung der Ladefläche mit Öl. So waren auch in diesem Fall Teile der Ladefläche mit Öl verunreinigt. Dieses Öl kann dazu führen, dass die Reibung erheblich negativ beeinflusst wird.

Bei einer Reibung von µ= 0,2 müssten Sicherungskräfte (nicht zu verwechseln mit Vorspannkräften, die bei der Niederzurrung erforderlich sind) von 12.600daN aufgebracht werden. Ist die Ladefläche verölt, liegt die Reibung sicher unter µ = 0,1. Rechnet man mit einem µ = 0,1 dann werden noch Sicherungskräfte von 14.700daN benötigt. Diese erforderlichen Sicherungskräfte verdeutlichen auch, wie wenig sinnvoll der Einsatz eines Klemmbrettes mit einer Sicherungskapazität von ca.100daN ist.

Der Metallblock war zusätzlich noch mit drei Niederzurrungen "gesichert". Berücksichtigt man jeden Gurt mit einer STF von 250daN mit seiner vollen Vorspannung (ohne Reibungsverlust an der Ladung und ohne Berücksichtigung der Winkel, was handwerklich schlicht falsch ist), dann ergibt sich eine Vorspannung pro Gurt von 2x250daN = 500daN. Für drei Gurte ergeben sich 1.500daN. Bei einer Reibung von µ = 0,2 ergeben sich nur insgesamt 300daN und bei einer Reibung von µ = 0,1 nur insgesamt 150daN Sicherungskraft. Auch diese überschlägige Rechnung zeigt, dass die gewählten Sicherungsarten nicht sinnvoll sind.

Wie kann man solche Ladung sichern?

  1. Reibungserhöhende Matten verwenden. (Vorsicht!! Auch bei der Verwendung von RH-Matten kann Öl eine negative Auswirkung auf die Reibung entfalten).

  2. Direktsicherungen verwenden. Bei Standardgurten und Standardsicherungspunkten, kann eine Direktzurrung als Kopfbucht um die Stirnseite des Blockes genommen, schon 4.000daN an Sicherungskraft aufbringen. Da die Ladefläche teilweise verölt ist, wird zu Sicherheit ein µ-Wert von maximal 0,1 angenommen. In Fahrtrichtung reichen dann vier Umspannungen. Zur Seite und nach hinten müssen jeweils drei Umspannungen angebracht werden.

  3. Sinnvoller aber wäre es, wenn "künstliche" Stirnwände aus Steckrungen oder anderen Sicherungssystemen genutzt würden. Mit solchen Stirnwänden könnte durch eine formschlüssige Verladung die Sicherung in Längsrichtung erfolgen. Aber auch zur Seite und nach hinten bieten sich Steckrungen oder andere formschlüssige Varianten an.

  4. Verfügt das Fahrzeug über Ladungssicherungspunkte, die eine höhere LC haben, dann können auch Zurrmittel mit höherer LC zum Einsatz kommen. Der Sicherungsaufwand wird hierdurch erheblich reduziert.

© KLSK e.V.