Mai 2013

Transport Exceptionnel

Bei diesem Holztransport handelt es sich um einen etwas außergewöhnlichen Transport. Das Fahrzeug, ausgestattet mit Seitenrungen, scheint grundsätzlich geeignet zu sein, derartig paketierte Holzladung aufzunehmen. Beeindruckend ist im ersten Moment die Höhe mit der dieses Fahrzeug beladen wurde, immerhin 4,15 m. Erwähnenswert scheint uns weiter, die Tatsache, dass das Holz in der Art und Weise, wie es mit Zwischenlagen (Distanzhölzchen) gepackt wurde, eine recht flexible Ladung ist. Diese Flexibilität ist an den langgezogenen Rauten, die seitlich zwischen dem unteren und dem zweiten Holzpaket entstanden sind, gut zu erkennen.

Soweit dies von vorne zu beurteilen ist, wurde die Ladungssicherungsart Niederzurrung für die Sicherung dieser Ladung gewählt.

 

Die Abbildung 2 zeigt das Fahrzeug von hinten aufgenommen und bestätigt den Eindruck, dass es sich hier tatsächlich um einen ungewöhnlichen Transport handelt. Wieder besticht als Erstes die Höhe der Ladung. Bevor man aber diesen Eindruck verdaut hat, drängt sich die V-förmige Verladeart in den Vordergrund, die das Fahrzeug nicht unerheblich verbreitert.

 

Um dieser beeindruckenden Verladeweise gerecht zu werden, widmen wir uns gerne mit einem Ausschnittbild den Details.

Grundsätzlich sind Rungen als Ladeflächenbegrenzungen sehr gut dazu geeignet, um Ladung seitlich oder auch in Längsrichtung formschlüssig zu sichern. Leider wurde dieser Formschluss hier nicht gesucht. Selbst die unteren beiden Pakete stehen mit erheblichem Abstand zu den Rungen. Würde stattdessen der Formschluss der Pakete untereinander (zumindest in den ersten beiden Lagen) gesucht, hätte man noch entsprechendes Verständnis dafür, denn eine ladelückenfreie Verladung zueinander ist, vorausgesetzt man wählt die Ladungssicherungsart der Niederzurrung, Voraussetzung für diese Zurrart. Warum das dritte Holzpaket, welches auf der rechten Fahrzeugseite oben nach rechts versetzt geladen wurde, trotzdem keinen seitlichen Formschluss bekommen hat, entzieht sich selbst unserer blühenden Fantasie. Durch die ganz oben aufgeladenen Leimholzbinder bekam das dritte Paket durch Verschub eine kleine Deformierung, welche schließlich dann doch ein wenig Formschluss zur Runge herstellen konnte. Zumindest scheint es so. Die oben aufgeladenen Leimholzbinder, die die Fahrzeughöhe mit Sicherheit überschreiten, haben keinen relevanten Formschluss zu den seitlichen Rungen, müssen also ausschließlich durch Niederzurrungen gesichert werden.

Ein Wort zu Paketierung. Damit waldfrisch verarbeitetes Holz weiter gut trocknen kann ist es durchaus üblich und sinnvoll, es mit Zwischenlegern zu Paketen zusammenzustellen, damit überall zwischen die Holzbohlen Luft hindurch treten kann. Das Problem der Zwischenleger ist nur, dass sie seitlich sehr weit heraus ragen und, sofern tatsächlich der Formschluss zur Seite gesucht worden wäre, diese Haifischzähnen gleich über die Fahrzeugseite hinausgeragt hätten.

 

Auf der linken Fahrzeugseite (Abb. 4) ergab sich ein komplett anderes Bild. Die linksgeladenen Holzpakete wiesen einen guten Formschluss zu den seitlichen Rungen auf. Durch die Belastung der Rungen, eventuell auch durch die große Höhe der Ladung bogen sich die Rungen erheblich nach außen. Das Fahrzeug wurde mit knapp über 3m Breite gemessen. Gut zu sehen sind die "Haifischzähne", die wir unter Bild 3 schon detailliert besprochen haben. Dass ein Fahrzeug nicht über seine Abmessungen hinaus beladen werden darf, und durch seine Ladung auch nicht signifikant an Breite zunehmen darf, ist jedem einleuchtend.

 

Wir wollen gleich noch ausführlich zu den vorgenommenen Sicherungsmaßahmen Stellung nehmen, aber diese Sicherung erscheint uns doch einer besonderen Erwähnung wert. Der Fahrer und der Verlader standen hier vor der Herausforderung eine "weiche" Ladung (Abb. 5) sinnvoll zu sichern. Die Ladung wird von einer Niederzurrung erfasst und drückt diese weiche Ladung so weit zusammen, dass sie, zumindest in Längsrichtung, schon quasi eine Art formschlüssige Ladung ergibt. Hier sei zu Recht die Frage gestellt, ob man eine derart schlechte Verpackung in den Verkehr bringen darf. Derartige Ladung kann wahrscheinlich nur in Fahrzeugen die eine formschlüssige Sicherung durch Seitenwände ermöglichen, verkehrssicher transportiert werden.

Bevor wir generell  über die Ladungssicherungsmaßnahmen sprechen, sei an dieser Stelle erwähnt, dass auch Holz scharfe Kanten hat. Wie unschwer zu erkennen, hat das Holz bei den Ladungssicherungsmitteln auch schon entsprechende Spuren hinterlassen. Dieser Gurt hat seine Ablegereife, das ist der Zeitpunkt in dem er besser der Entsorgung übereignet würde, anstatt ihn weiter für "Sicherungsmaßnahmen" einzusetzen, erreicht. Auch der Gurt, den man auf der Abbildung 3 im Vordergrund sehen kann, weißt schon mehrere Stellen auf, an denen er jeweils die Ablegereife erreicht hat oder zumindest ganz kurz davor steht.

Wie eingangs schon erwähnt, ist Holz eine flexible, federnde Ladung. Diese Eigenschaft des Naturproduktes schätzen wir bei vielerlei Anwendungen. Negativ ist aber, dass sich paketiertes Holz während des Transportes wie eine Feder verhält und auf der Ladefläche wippt. Werden diese Pakete nun mit ungeschützten Gurten gesichert, arbeiten die scharfen Holzecken wie eine Raspel während des Transportes am Gurt, und je nach Beschaffenheit der Kante und des Holzes und natürlich der Länge des Transportweges, übersteht ein Gurt noch nicht mal die erste Reise, mit dieser ansonsten recht "friedlichen" Ladung.

 

Beurteilung:

 

Davon abgesehen, dass die Ladung deutlich zu hoch auf dem Fahrzeug aufgetürmt wurde, scheint hier in mehrfacher Hinsicht ein Ausnahmetransport zustande gekommen zu sein. Aus ladungssicherungstechnischer Sicht ist die hier produzierte Ladelücke die größte, die die Ladungssicherungskolumnisten dieser Kolumne jemals gesehen haben. Wir erinnern uns: sofern Ladung niedergezurrt wird, und diese eignet sich auf Grund ihrer relativ hohen Reibung eigentlich sehr gut zur Niederzurrung, muss sie, sofern sie in mehreren Paketen nebeneinander geladen wird, formschlüssig zueinander, d.h.  ohne Ladelücken, verladen werden. Im Falle der Belastung der Ladungssicherung, lassen die durch die Niederzurrungen diagonal nach innen gerichteten Kräfte, die Ladungspakete zusammenrutschen. Dieses verkürzt den Weg der Gurte, die über die Peripherie der Ladung geführt sind und lässt die Vorspannung ad-hoc gen Null tendieren. Bei dieser Ladelücke und zumindest bei dem recht kunstvoll übereinander gestapelten Ladungsturm rutscht die Ladung nicht nur zusammen, sondern taumelt gegebenenfalls hin und her. Ein wirksamer Sicherungseffekt kann wohl kaum unterstellt werden.

 

Verbesserungsvorschlag:

 

Obwohl diese Ladung sich hervorragend durch Niederzurrung sichern lässt, wollen wir Umspannungen empfehlen. Da sich Umspannungen bei seitlichen Rungen nur schwer realisieren lassen, wären Mittelrungen das Mittel der Wahl. Sofern Holzpakete mit überstehenden Zwischenlagen gesichert werden sollen, müssen die Mittelrungen einfach ein wenig breiter sein oder zwei nebeneinander gesteckt werden. Für den Fall, dass breitere Holzpakete geladen werden sollen, sind freisteckbare Rungen überaus sinnvoll. Vorteil bei Mittelrungen ist, dass der Gabelstapler formschlüssig direkt an die Rungen heranladen kann ohne das sie ihm beim Ladeprozess im Wege sind. die Umspannungen können vorher auf der Ladefläche ausgelegt und wechselseitig nach Beendigung des Beladungsprozesses über die Ladung hinweg, auf die jeweils andere Seite geführt werden. Durch die Umspannung wird die Ladung

  • erstens zusätzlich paketiert,
  • zweitens gegen die Mittelrungen gedrückt,
  • drittens zur Seite formschlüssig durch den Gurt gehalten und
  • viertens erfährt sie eine zusätzliche Reibungserhöhung durch zum Teil erhebliche Vertikalkomponenten

 

Werden mehrere Pakete übereinander geladen, kann es erforderlich sein diese Pakete in mehreren "Etagen" durch Umspannungen zu sichern. Je nach Beschaffenheit der Ladefläche kann es sinnvoll sein reibungserhöhende Matten direkt auf der Ladefläche zu verwenden. Bei dem sägerauhem Holz untereinander erscheint diese Reibungserhöhung nicht unbedingt erforderlich bzw. sinnvoll. Sofern nach vorne der Formschluss zur Stirnwand genutzt werden kann sind keine weiteren Sicherungsmaßnahmen erforderlich, denn nach hinten wird die Ladung durch die mindestens vier, meist mehr Umspannungen, ausreichend (zusätzlich) niedergezurrt. Neben den reinen vertikalen Effekten der Umspannungen wird die Ladung noch zusätzlich gegen die Rungen gedrückt, die, sofern sie zum Schutz der Ladung mit RH- oder ähnlichem Material ausgestattet sind, noch eine zusätzliche sichernde Komponente mitbringt. Handelt es sich um gehobeltes Holz oder ist sich der für die Verladung bzw. Ladungssicherung Verantwortliche nicht sicher, ob seine Sicherungsmaßnahmen ausreichen, können Niederzurrungen das Sicherungsensemble sinnvoll ergänzen.

Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass das scharfkantige, wippende und federnde Holz den Gurten übel mitspielen kann und ein Kantenschutz, am besten aus Schutzschläuchen (damit keiner über die Ladung turnen muss), eine sehr sehr sinnvolle Angelegenheit ist.

 

Allzeit gute und sichere Fahrt wünschen Ihnen

 

Ihre Ladungssicherungskolumnisten

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